Die GEMEINWOHL-ÖKONOMIE. Theorie und Praxis

Vortrag und Podiumsdiskussion mit Christian Felber

Über 250 Interessierte besuchten am 30.10.2019 die Veranstaltung zur Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) an der Hochschule Fulda, zu dem das wissenschaftlichen Zentrum für Gesellschaft und Nachhaltigkeit (CeSSt), der Verein der Förderer des Fachbereichs Wirtschaft und die Regionalgruppe der GWÖ in Fulda geladen hatten.

Vision für ein alternatives Wirtschaftsmodell: Die Gemeinwohl-Ökonomie

Christian Felber – Initiator der GWÖ – stellte seine Vision eines neuen Wirtschaftsmodells vor. Im Anschluss diskutierten Vertreter*innen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die GWÖ und deren Umsetzung in die Praxis.

Den Zweck des Wirtschaftens und die Bewertung von Unternehmenserfolg definiert das Modell der GWÖ anhand gemeinwohl-orientierter Werte. Grundlage ist die Gemeinwohl-Bilanz, die statt monetärer Gewinne Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung ins Zentrum rückt.

Der Club of Rome – eines der führenden Think Tank weltweit in Sachen Nachhaltigkeit – bezeichnet die Gemeinwohl-Ökonomie in seinem neuen Bericht: „Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen“ als eines der hervorzuhebenden Beispiele, die die Herausforderung annimmt, vor die wir durch den ökologischen Wandel gestellt werden – den ökonomischen Rahmen ernsthaft zu überdenken. Er lädt alle Menschen, Unternehmen und die Politik dazu ein, die GWÖ als Orientierungsrahmen für neue Handlungsspielräume anzusehen, um Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähig zu machen. Auch die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) und der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) schreiben der Gemeinwohl-Bilanz großes Potenzial zu. Die GWÖ könne wirtschaftlichen und sozialen Wandel voranbringen und sei ein praxistaugliches Modell.

„Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eines der alternativen Wirtschaftsmodelle, mit denen wir uns aus wissenschaftlicher Sicht beschäftigen, insbesondere unter der Fragestellung, ob und wie dieses Modell in die Praxis umgesetzt werden kann“, erläuterte Prof. Dr. Stefanie Deinert, Professorin für Wirtschaftsrecht am Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Fulda und Leitungsmitglied im Zentrum für Gesellschaft und Nachhaltigkeit (CeSSt). Sie hat ein juristisches Gutachten zur GWÖ verfasst, in dem sie der Frage nachgeht, ob Unternehmen, die nach der GWÖ bilanzieren, die rechtlichen Vorgaben der CSR-Richtlinie und dem deutschen CSR-RUG zur Berichtspflicht über nichtfinanzielle Informationen und Diversitätsaspekte erfüllen. Ergebnis: Ziele und Inhalte der GWÖ-Bilanz gingen sogar über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Für eine vollumfängliche Übereinstimmung seien allerdings einige strukturelle und formelle Anpassungen erforderlich.

Beitrag Osthessen-Zeitung