Soziale Menschenrechte und kosmopolitische Solidarität

Forschungsprojekt

Prozesse der Globalisierung führen zu einer weitreichenden Transformation moderner Gesellschaften. Bewegungen von Kapital, Waren, Menschen, Informationen, Bildern und Ideen erzeugen globale Interdependenzen und lassen grenzüberschreitende Erfahrungs- und Handlungsräume entstehen. Der Forschungsschwerpunkt widmet sich diesen Transformationen aus einer kosmopolitischen Perspektive (U. Beck) und anknüpfend an die Theorie reflexiver Modernisierung. Von besonderem Interesse sind Prozesse der Konstruktion und Bearbeitung globaler sozialer Probleme, die Verknüpfung weltgesellschaftlicher Normbildungen mit lokalen Erfahrungen (embedded cosmopolitanism) sowie die Entstehung neuartiger Wissens-, Aufmerksamkeits- und Relevanzhorizonte. Damit stehen sowohl Formen kultureller ‚Differenz‘ wie auch die Zuerkennung von ‚Gleichheit‘ auf der Ebene von Diskursen und Institutionen, in gesellschaftlichen Praxisfeldern, Alltags- und Sozialwelten im Vordergrund.

Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung einer national übergreifenden und (insofern erst) universalen „Kultur der Menschenrechte“ einen zentralen Schlüssel zum Verständnis sich wandelnder Modernen unter den Bedingungen von Globalisierung darstellt. Sie ist gegen quasi-ständische Einschränkungen der Menschenrechte gerichtet und sowohl Ausdruck als auch Grundlage einer ‚institutionalisierten Kosmopolitisierung‘, die – so die Annahme – zur Entwicklung neuer Maßstäbe der Problematisierung sozialer Sachverhalte, zum Wandel von Solidaritäten und zu veränderten Selbstverständnissen von Moderne beiträgt.

Das in Vorbereitung befindliche Projekt „Soziale Menschenrechte und Verwundbarkeit“ ist in diesen am Centre for Intercultural and European Studies (CINTEUS) angesiedelten Forschungszusammenhang eingebettet. Es wendet sich dem Verhältnis von sozialen Menschenrechten, Verwundbarkeit und Ungleichheit in einer sich globalisierenden Welt zu. Das Forschungsinteresse ist auf die Frage der sozialen und kulturellen Wirkungsweise von Menschenrechten, damit verknüpfte Prozesse der Problematisierung von Verwundbarkeit und Ungleichheit und der (bürgerschaftlichen wie politisch-institutionellen) Problembearbeitung gerichtet.

Erfahrungen der Deprivation, der relativen Besser- oder Schlechterstellung und der Verletzlichkeit artikulieren sich zunehmend in der Sprache der Menschenrechte, die sich jedoch im Spannungsfeld spezifischer Lebensumstände sowie weltweit unterschiedlicher gesellschaftlicher Voraussetzungen und kultureller Vermittlungen bewegt. Eine sich praktisch entfaltende „Kultur der Menschenrechte“, verstanden als konkreter Diskurs- und Handlungszusammenhang, geht somit über vereinfachende Oppositionen von ‚Universalismus‘ und ‚Partikularismus‘ und deren wirklichkeitsferne Abstraktionen hinaus. Sie stellt vielmehr ein hochgradig dynamisches, gestaltbares und konfliktbehaftetes Feld der Aushandlung sozialer Ordnung und der Erzeugung neuer, kosmopolitischer Solidaritätsstrukturen dar.

Leitung

Prof. Dr.

Angelika Poferl

Allgemeine Soziologie, Fakultät Sozialwissenschaften, TU Dortmund

Prof. Dr.Angelika Poferl0231/755-5160
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