Bestes Gesundheitssystem?
Fachtagung beleuchtete Versorgungslücken

28.10.2025
Das zehnköpfige Team der Organisatorinnen und Organisatoren der hessischen Fachtagung.

Das Team der Organisatorinnen und Organisatoren der hessischen Fachtagung (Foto: Gesundheitsamt Frankfurt am Main)

Über den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Krankenversicherungsschutz in Hessen diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Praxis, Kommunen und Zivilgesellschaft.

Deutschland gilt international als Land mit einem der besten Gesundheitssysteme. Doch die Realität zeigt eine andere Seite: Auch in Hessen bleiben tausende Menschen vom regulären Zugang zu medizinischer Versorgung ausgeschlossen, weil sie keinen Krankenversicherungsschutz haben. Die Folgen sind gravierend. Jedes Jahr kommt es zu vermeidbaren Krankheitsverläufen und Todesfällen, weil Behandlungen zu spät oder gar nicht erfolgen.

Besonders betroffen sind Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, Personen mit ungeklärten Sozialleistungsansprüchen, von Wohnungslosigkeit oder Diskriminierung Betroffene sowie Menschen mit Beitragsschulden bei Krankenkassen. Die Tagung, die am 23. Oktober 2025 im Gesundheitsamt Frankfurt am Main stattfand, machte deutlich, dass niedrigschwellige Angebote wie die Humanitären Sprechstunden des Gesundheitsamtes Frankfurt, die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung oder die Elisabeth-Straßenambulanz der Caritas zwar unverzichtbar sind, aber nur einen Bruchteil des tatsächlichen Bedarfs abdecken können. Besonders in der stationären und Notfallversorgung bestehen weiterhin erhebliche Versorgungslücken.

In praxisnahen Workshops und Fachvorträgen standen die strukturellen Herausforderungen in der medizinischen Versorgung Schwangerer sowie in der stationären und Notfallversorgung im Mittelpunkt. Die Fachtagung wurde im Rahmen einer transdisziplinären Vernetzung organisiert, um unterschiedliches Wissen, vielfältige Kompetenzen und institutionelle Reichweiten zu bündeln und so einen strategischen Ansatz für gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Die Veranstaltung bot eine wichtige Plattform für Austausch, Kooperation und Vernetzung der beteiligten Akteurinnen und Akteure.

Zentrale Ergebnisse des Austauschs betonen einen starken Handlungsbedarf im Bereich des interdisziplinären Wissensmanagements bei der Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung. Besonders hervorgehoben wird die Notwendigkeit der Weitergabe von Wissen im Bereich der Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung zwischen Behörden, der Sozialen Arbeit und medizinischem Personal. Darüber hinaus betont die Praxis die Relevanz von präventive Maßnahmen in diesem Bereich. Auch betonen die Expertinnen  und Experten die Integration niedrigschwelliger Angebote in die Regelversorgung als entscheidenden Schritt für eine nachhaltige Verbesserung der Versorgungslage.

Angesichts der großen Resonanz und der schnellen Ausbuchung der Veranstaltung ist eine Fortsetzung der Fachtagung im Jahr 2026 geplant, um die Diskussion und Zusammenarbeit zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen ohne Krankenversicherungsschutz in Hessen weiterzuführen.

Veranstalterinnen und Veranstalter der Fachtagung:
Hochschule Fulda, DIFIS/BMAS, Diakonie Hessen, Elisabeth-Straßenambulanz, Hessisches Landesamt für Gesundheit und Pflege, Malteser Hilfsdienst e.V., Gesundheitsamt Frankfurt am Main

Hinweis für Medienvertreterinnen und -vertreter:
Interessierte Journalistinnen und Journalisten sind herzlich eingeladen, sich in einem Hintergrundgespräch über die aktuelle Versorgungssituation und laufende Initiativen in Hessen zu informieren. Wissenschaftlicher Kontakt: Professor Dr. Ilker Ataç, Fachbereich Sozialwesen, Hochschule Fulda, ilker.atac(at)sw.hs-fulda.de 
 

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