Der Wald als Spiegel sozialer Umbrüche
Forschungsnetzwerk trifft sich in Fulda

06.10.2025
Baumstämme, zwischen denen das Sonnenlicht hindurch scheint

Am 9. und 10. Oktober 2025 richtet die Hochschule Fulda das „Dritte Soziologische Waldsymposium“ gemeinsam mit dem Kassel Institute for Sustainability und der Universität Erfurt aus.

Der Wald galt lange Zeit als Sache der Naturwissenschaften. Doch seit einigen Jahren entdecken ihn auch Forschende aus den Sozialwissenschaften. Aus gutem Grund: „Am Wald werden viele Fragen ausverhandelt“, sagt Tom Scheunemann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promovierender an der Hochschule Fulda. Wie steht es um unser Verhältnis zur Natur? Wie reagieren wir auf den Klimawandel? Wie organisieren wir Forstpraxis, Naturschutz, Wirtschaft und Verkehr? Welche Konflikte entstehen entlang dieser Fragen, und wie lassen sich Menschen für den Wandel gewinnen? Es sind die großen Transformationsthemen, die hier zusammenlaufen.

In den vergangenen Jahren ist der Wald stark politisiert worden. Man denke an die vielen Waldbesetzungen (Dannenröder Forst, Hambach, Lützerath etc.), die dramatischen Dürrefolgen in deutschen und insbesondere hessischen Wäldern, die Diskussionen um den Wolf, die Veränderungen in der Forstwirtschaft und -verwaltung oder – jüngstes Beispiel – die Attacken auf Bäume. Auch international machen Wälder Schlagzeilen: Wir lesen und hören von Waldbränden, Kämpfen um den Amazonas oder Wäldern als Kipppunkte und Co2-Senke im Klimasystem. „All dies sind Phänomene, die sich weder rein natur- noch sozialwissenschaftlich erfassen lassen“, so Tom Scheunemann. Aus diesem Grund hat sich vor zwei Jahren das Netzwerk „Soziologische Waldforschung“ gegründet. Es bringt diejenigen zusammen, die sich aus einer gesellschaftlichen Perspektive mit dem Wald beschäftigen und verzeichnet wachsendes Interesse. 

Am 9. und 10. Oktober 2025 ist die Hochschule Fulda Gastgeberin für das „Dritte Soziologische Waldsymposium“, das sie gemeinsam mit dem Kassel Institute for Sustainability und der Universität Erfurt zum Themenschwerpunkt: „Zukunft und Zukünfte“ ausrichtet. Welche ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen kommen im Wald zum Tragen und wie sind diese gemeinsam zu fassen? Welche unterschiedlichen ökologischen, ökonomischen, staatlichen Anforderungen und Erwartungen soll der Wald erfüllen? In welche globalen Machtstrukturen sind Wälder verstrickt? Und welche gesellschaftlichen Konflikte verbinden sich mit ihnen? Um diese Fragen wird es gehen. Die Soziologische Waldforschung will damit einen Beitrag leisten, die Umbrüche besser zu verstehen. Denn nur dann wird sich der Wandel gestalten lassen.

Mehr Infos zum Programm: https://www.hs-fulda.de/forschung/shaping-future-society-safe/drittes-soziologisches-waldsymposium

Wissenschaftlicher Kontakt: 
Tom Scheunemann 
Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, Hochschule Fulda
tom.scheunemann@sk.hs-fulda.de  
 

Hintergrund
Das soziologische Waldsymposium findet im Rahmen des DFG-Forschungsimpulses „Shaping Future Society - The Mutual Constitution of Future Oriented Practices and Communtiy' (SaFe)“ statt und wird darüber finanziert. Das DFG-Programm unterstützt forschungsstarke HAWs beim Ausbau exzellenter Forschung und ermöglicht die Weiterentwicklung des Forschungsprofils. Als Zusammenschluss von forschungsstarken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus vier Fachbereichen, leistet SaFe einen Beitrag zum Forschungsprofil „Gesundheit und Lebensqualität“ der Hochschule Fulda. Angesichts vielfältiger Krisenerfahrungen fragen die Forschenden zum einen, wie sich alltägliche Praktiken in Gemeinschaften an alternativen Zukunftsvorstellungen ausrichten. Zum anderen wollen sie verstehen, wie zukunftsorientierte Praktiken neue Formen von Vergemeinschaftung hervorbringen. Empirisch geforscht wird in sechs Teilprojekten: Wohnen, Gesundheit, Ernährung, Indigenität, Protest, sowie Biografie. 
 

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