DoSo: Hochschulpolitiken der dokumentierten Sorge im Lichte der Diversitätsgerechtigkeit. Eine diskursanalytisch-intersektionale Betrachtung des organisationalen Wissens.

Teilprojekt im Verbund WISO: Wissenschaft und Sorge. Eine intersektional-explorative Studie

Projektleitung: Prof. Dr. Eva Tolasch

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Janet-Lynn Holz, M.A. Soziologie

Fördergeber: Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) in der Förderrichtlinie: Thematische, personelle und internationale Erweiterung der Wissenschafts- und Hochschulforschung im Förderschwerpunkt „Wissenschafts- und Hochschulforschung"

Laufzeit: 01/02/2025 - 31/01/2027

Homepage: Projekt WiSo (Verbundleiterin Dr. Haag/Frankfurt UAS)

Die Sorgeverantwortung und -bedarfe der Mitglieder der Hochschule werden auf programmatischer Ebene häufig berücksichtigt. Studien deuten darauf hin, dass die Umsetzung dieses programmatischen Versprechens in der Realität nicht immer erfolgt. Die Sorgebedarfe und -verantwortung der Hochschulangehörigen stehen oft im Konflikt mit den meritokratischen Anforderungen der Hochschule (Haag/Schmitt/Reuter, 2024; Hofbauer/Kreissl, 2022). In der bisherigen wissenschaftlichen Untersuchung im Hochschulkontext wird die Thematik der Sorge in einem begrenzten Umfang berücksichtigt, wobei häufig der Fokus auf der feminisierten Sorgeverantwortung im Elternsein liegt.

Im Rahmen des Verbundprojekts "Wissenschaft und Sorge" (WiSo) wird die Förderung einer diversitätsgerechten "fürsorglichen Hochschule" durch qualitative Daten und Maßnahmen (Guidelines) angestrebt.

Es werden verschiedene Sorgepraktiken in den Hochschulen berücksichtigt, die über die elterliche Sorgeverantwortung hinausgehen. Dies beinhaltet eine Vielzahl von sogenannten außerwissenschaftlichen Formen der Fürsorge, wie Sorge von Angehörigen in gesundheitlichen Belangen und Sorge um die eigenen Eltern, die gleichzeitig existieren können. Ebenso umfasst es innerwissenschaftliche Formen der Fürsorge im akademischen Umfeld, wie die Begleitung von Studierenden bei qualitativen Feldforschungen (Dengel/Tolasch 2024), die Betreuung von Absolvent*innen sowie alltägliche Fürsorge-Aufgaben wie das Zubereiten von Kaffee und das Aufräumen nach Besprechungen.

 

Teilprojekt 1: Zwischen Karriereplanung und Sorgeverantwortung (KaSo)

 

Teilprojekt 2: Sorgeverantwortung (an) der Hochschule (SoHoch)

 

Teilprojekt 3: Sorgen im Vorzimmer (SoVo)

 

Das an der Hochschule Fulda angesiedelte Teilprojekt 4 „Hochschulpolitiken der dokumentierten Sorge im Lichte der Diversitätsgerechtigkeit“(kurz: DoSo) erarbeitet, inwieweit und auf welche Weise Sorge(verantwortung) in der Hochschule basierend auf einer Dokumentenanalyse normativ verhandelt wird und inwiefern dies mit sozialen Ungleichheiten ineinandergreift. Gefragt wird nach der Funktion und dem Inhalt der Dokumente (Prior 2008) mit Blick auf die Frage: Wie und auf welche Weise wird Sorge in Hochschulen (4 Standorte) verhandelt? Wer und was wird unter Berücksichtigung einer Vielfalt an Sorge(verantwortungen) der Hochschulmitglieder (nicht) sichtbar?

Das Teilprojekt zielt darauf ab, die normative Verhandlung von Sorge(verantwortung) in zentralen Hochschuldokumenten zu beschreiben. Dabei werden die Differenzdimensionen Körper, Klasse, Geschlecht und Race (Winker/Degele 2009) im Zusammenspiel mit den anderen Verbundprojekten analysiert, um soziale Ungleichheitslagen zu identifizieren. Gemeinsam im Verbund werden Guidelines für die chancengerechte(re) Hochschulpraxis entworfen.

Zur Erkundung der normativen Verankerung von Sorge(verantwortung) in der Hochschule werden aus einem diskursanalytisch-intersektionalen Zugang (Keller 2007, Winker/Degele 2009) zentrale Steuerungsdokumente (25-40 Dokumente pro Standort) von vier Hochschulen analysiert. Darunter werden im Projekt Strategiepaper, Verordnungen, Richtlinien wie auch Hochschulentwicklungspläne und Gleichstellungs- und Diversitykonzepte an Hochschulen berücksichtigt.

  • Dengel, Udo/Tolasch, Eva (2024): Weil wir eine Fürsorgeverantwortung in der qualitativen Methodenausbildung haben. Von Verletzbarkeiten und diversitätsgerechter Begleitung studentischer Forscher*innen [49 Absätze], in: Forum Qualitative Sozialforschung/ Forum: Qualitative Social Research 25(2), Art.5, DOI:https://doi.org/10.17169/fqs-25.2.4034.
  • Haag, Hanna/Schmitt, Sabrina/Reuter, Julia (2024): Auf dem Weg zum Caring Academic Worker? Potentiale von Care für eine diverse(re) Hochschule, in: Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management 9(1), S.71-76.
  • Hofbauer, Johanna/Kreissl, Katharina (2022): Dem Denken Raum geben. Voraussetzungen für gesellschaftlich verantwortliche Wissenschaftsarbeit an Universitäten, in: Fritsch, Hannah/Greusing, Inka/Kerner, Ina/Meißner, Hanna/Oloff, Aline (Hg.): Der Welt eine neue Wirklichkeit geben. Feministische und queertheoretische Interventionen, Bielefeld, transcript, S.85-95.
  • Keller, Reiner (2007): Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen, Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Prior, Lindsay (2008): Repositioning Documents in Social Research, in: Sociology 42(5), S. 821-836, DOI:10.1177/0038038508094564.
  • Winker, Gabriele/Degele, Nina (2009): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten, Bielefeld, transcript.

Ansprechpartnerin

Janet-Lynn Holz

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Projektleitung

Prof. Dr. Eva Tolasch

Qualitative Gesundheitsforschung und Intersektionalität