GINA – Gewalt in der Notaufnahme

Projektleitung: Prof. Dr. Gamze Güzel-Freudenstein, Prof. Dr. Margit Christiansen

MitarbeiterIn: M.Sc. Anja Bergmann

 

Laufzeit: 1.4.2018 bis 31.12.2018

Gefördert von:Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Hintergrund

Männer und Frauen unterscheiden sich im Kontext von Gewalt in der Verletzungsoffenheit und Verletzungsmächtigkeit (vgl. Popitz 1986; Wobbe 1994:177-207). Bisher ist noch wenig untersucht, wie sich diese Asymmetrie der Geschlechter bei Gewalt am Arbeitsplatz auswirkt. Insbesondere, wenn die Gewalt nicht durch Kollegen, sondern durch das Klientel erfolgt, besteht noch ein Forschungsdesiderat.

Ein besonders gefährdeter Bereich sind Notaufnahmen in Krankenhäusern, wo Beschäftigte Gewalt durch Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen ausgesetzt sein können. Daher sollen in diesem Projekt Gewaltsituationen in Notaufnahmen erfasst werden, und es soll im Rahmen einer gendersensiblen Betrachtung bei der Beurteilung der Gefährdung erforscht werden, ob häufiger von Männern oder von Frauen über Gewalt in Notaufnahmen berichtet wird und wer die Tatpersonen sind. Zudem soll analysiert werden, ob sich die Einstellungen und Bewältigungsstrategien von Männern und Frauen hinsichtlich der physischen und psychischen Belastungen unterscheiden. Somit soll geprüft werden, ob hier die These der Geschlechterdifferenz in der Verletzungsoffenheit und Verletzungsmächtigkeit bestätigt wird und ob sich daraus genderbezogene Bedarfe ergeben, aus denen erste Empfehlungen zu Maßnahmen der Verhältnis- und Verhaltensprävention für den Arbeitsbereich „Notaufnahme“ abgeleitet werden können.

Vorgehen

Auf Basis einer systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken PsycINFO, CINAHL, EMBASE, MEDLINE, Econlit, BEFO Betriebsführung und -organisation, WISO und Web of Science sowie auf einschlägigen Internetseiten und frei im Netz wird der Erkenntnistand über Gewalterfahrungen am Arbeitsplatz und Merkmalen zum Gewaltempfinden, in denen die Ergebnisse geschlechtsspezifisch ausgewertet werden aufgearbeitet. Indikatoren, die Merkmale zum Gewaltempfinden erfassen, werden extrahiert und der Erkenntnisstand über die Evaluation von Präventions- und Interventionsmaßnahmen aufbereitet.

Um möglichst breit die Gewaltsituation in hessischen Notfallambulanzen erfassen zu können, ist eine Online-Befragung geplant. Die Grundgesamtheit soll auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notfallaufnahmen eingegrenzt werden. Zugang zu diesem Feld wird geschaffen, indem die ärztlichen Leitungen von Kliniken mit Notaufnahmen angeschrieben werden, mit Information zum Vorhaben und der Bitte, die Beschäftigten in der Notaufnahme auf die Befragung und den zugehörigen Link zur Befragung hinzuweisen. Zur Entwicklung des Fragebogens werden die in der systematischen Literaturrecherche gewonnenen Erkenntnisse genutzt, indem z. B. bereits eingesetzte und validierte Fragebögen analysiert werden z.B. Staff Oberservation of Aggression Scale-Revised (SOAS-R) von Nijman et al. (vgl. Nijman et al. 1999: 197 ff) und hinsichtlich der Forschungsfragen angepasst werden. Zudem wird über einen Pretest der entwickelte Fragebogen unter anderem hinsichtlich der Verständlichkeit der Fragen sowie die Güte der verwendeten Skalen überprüft, um die Validität abzusichern.

Prof. Dr.

Gamze Güzel-Freudenstein

Medizin mit Schwerpunkt Sozialmedizin und Arbeitsmedizin

Prof. Dr.

Margit Christiansen Studiendekanin

Management im Gesundheitswesen mit dem Schwerpunkt Personal