Ausmaß von Teen Dating Violence unter Schülerinnen und Schülern in Hessen

Projektleitung: Prof. Dr. Beate Blättner, Dr. Petra Brzank

Mitarbeiterin: Katharina Liepe (M.Sc. Public Health)

Hilfskräfte: Kristin Schultes, Lieselotte Hehl 

Gefördert von: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK)

Laufzeit: 01.05.2012 – 31.10.2013

Die Studie TeDaVi erhielt landes- und bundesweit erhebliche Aufmerksamkeit. Vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst wurde Prof. Dr. Beate Blättner für das Projekt mit dem Forschungspreis der Hessischen Hochschulen für angewandte Wissenschaft ausgezeichnet.

Publikationen

Blättner B, Liepe K, Schultes K, Hehl L, Brzank P (2014): Grenzüberschreitendes Verhalten und Gewalt in Liebesbeziehungen unter Jugendlichen: Prävalenz und Lebensqualität unter Hessischen Schülerinnen und Schülern. Das Gesundheitswesen 76: 1-6.

Blättner B, Schultes K, Hehl L, Brzank P (2015): Grenzüberschreitungen und Gewalt in Teenagerbeziehungen. Risiken und Folgen für Präventionsstrategien. Prävention und Gesundheitsförderung X: 1-7. 

Hintergrund und Fragestellung

Teen Dating Violence (TeDaVi) bezeichnet im englischsprachigen Raum körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt zwischen Jugendlichen bei ersten Verabredungen und in Teenager-Beziehungen. 

In einer Studie aus Großbritannien unter 1.353 Schülerinnen und Schülern im Alter von 13 bis 16 Jahren (Barter et al. 2009) berichteten 25 % der Mädchen und 18 % der Jungen von körperlicher Gewalt in einer Beziehung; negativ auf das Wohlbefinden wirkten sich nach Selbstauskunft diese Gewaltwiderfahrnisse auf 76 % der betroffenen Mädchen und bei 14 % der betroffenen Jungen aus. Von emotionaler Gewalt waren 80 % der Mädchen und 51 % der Jungen betroffen. Sexualisierte Gewalt war häufiger unter Schülerinnen (31 %) zu finden als unter Schülern (16 %) (Barter et al. 2009). 

Bis 2012 existierten keine Daten, die eine Abschätzung des Problems in Deutschland ermöglichen würden. Ziel des Projektes war es daher, die Prävalenz von Teen Dating Violence unter Schülerinnen und Schülern im Alter von 14 bis unter 18 Jahren sowie die Art der erlittenen Gewalt in Hessen repräsentativ zu ermitteln. Basierend auf den Ergebnissen der quantitativen Befragung sollen Empfehlungen für Präventionsprogramme abgeleitet werden.

Ergebnisse

Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen (76,6 %) zwischen 14 und unter 18 Jahren an staatlichen allgemeinbildenden Schulen in Hessen hat bereits Teenager-Beziehungen oder Verabredungen. 65,7 % dieser Schülerinnen und 60,1 % der Schüler haben durch ihren Partner oder ihre Partnerin mindestens einmal irgendeine Form von grenzüberschreitendem Verhalten oder Gewalt erlitten. 

In TeDaVi berichteten 61,3  % der Mädchen und 56,6 % der Jungen mindestens eine emotional schwierige Situation (Kontrolle, verbale Aggressionen, Zwang oder Drohung); unter den Betroffenen gaben 75,0 % der Mädchen und 51,0 % der Jungen negative Folgen für das Wohlbefinden an. 10,5 % der Mädchen und 10,4 % der Jungen berichteten von körperlicher Gewalt; negative Folgen auf das Wohlbefinden hatte dies auf 85,0 % der betroffenen Mädchen und 44,0 % der betroffenen Jungen. Sexualisierte Gewalt berichteten 26,0 % der Mädchen und 12,7 % der Jungen; von diesen erlebten 72 % der Mädchen und 23 % der Jungen negative Auswirkungen. Ein Zusammenhang zu niedriger Lebensqualität konnte gezeigt werden.

Verstärkt sind diejenigen betroffen, die in ihrem familiären Umfeld Gewalt erlebten oder bezeugten. Der Blick auf die negativen Auswirkungen der Erfahrungen auf das Wohlbefinden und die Frequenz solcher Ereignisse zeigt eine stärkere Betroffenheit von Mädchen im Vergleich zu Jungen. Ausgeübt wurden die Grenzüberschreitungen zu 56,9 % von männlichen Jugendlichen. 

Hilfe würden sich Jugendliche überwiegend bei ihren Freundinnen und Freunden holen, erst an zweiter und dritter Stelle bei Eltern oder Geschwistern.

Schlussfolgerungen

Teen Dating scheint auch in Deutschland ein verbreitetes Phänomen zu sein, das in der Forschung und der Präventionspraxis mehr Aufmerksamkeit erfordert.