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Die Europäische Währungsunion mit (mehr als) 20! – Besuch der Avans-Partnerhochschule in Fulda

18.11.2022

Professoren Maurer und Hillebrand stimmen niederländische Studierendengruppe auf ihren Besuch bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/Main ein

Auf dem Weg zur Europäischen Zentralbank machte die ca. 60-köpfige Studierendengruppe der Avans University Hogeschool aus 's-Hertogenbosch, Niederlande, mit den vier begleitenden Professoren am 10. November 2022 Halt in Fulda. Neben der Vorstellung der Hochschule durch das International Office und des Fachbereichs Wirtschaft durch Laura Yilmaz stand der Vortrag zur „The European Monetary Union at (more than) 20“ im Zentrum des Besuchs. Kai-Oliver Maurer und Rainer Hillebrand referierten dabei über die empirische und theoretische Lage der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.

Kai-Oliver Maurer zeichnete zunächst den Weg zum Euro vom Maastrichter Vertrag bis zur Einführung der Gemeinschaftswährung nach. Der Fokus lag auf den so genannten Konvergenzkriterien: ein stabiles Preisniveau, ein niedriges langfristiges Zinsniveau, Wechselkursstabilität und solide Staatsfinanzen. Im Anschluss präsentierte Herr Maurer Daten zu diesen Kriterien, die das Ausmaß der Annäherung zeigen. Grob gesagt, lässt sich die Geschichte der Währungsintegration in Europa dabei in zwei Phasen einteilen. Die Periode von 1999 bis 2009 kann als Erfolgsgeschichte angesehen werden, da die Konvergenz zunahm und die Staatsfinanzen relativ solide waren, wenn auch nicht immer im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Die zweite betrachtete Phase von 2009 bis 2019 ist hingegen kritischer zu sehen. Durch die Globale Finanz- und Wirtschaftskrise stieg die Staatsverschuldung in einigen Staaten dramatisch an und auch die langfristigen Zinssätze als Indikator für die Nachhaltigkeit der Konvergenz gingen wieder verstärkt auseinander – insgesamt zeigt sich also ein gemischtes Bild.

Anschließend erörterte Rainer Hillebrand die theoretischen Grundlagen der Währungsintegration. Bei der so genannten Theorie optimaler Währungsräume geht es um die Frage, ob verschiedene Länder eine Währungsunion gründen sollten, wenn sie ihre nationale Geldpolitik und ihren eigenen Wechselkurs als Politikinstrumente aufgeben müssen. Im Zentrum der Theorie stehen Überlegungen, wie die Kosten dieses Politikverzichts reduziert werden können – etwa durch ähnliche Produktionsstrukturen, grenzüberschreitende Arbeitskräftemobilität, Fiskaltransfers wie eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung oder homogene Präferenzen bezüglich der Wirtschaftspolitik. Die Frage, ob die Europäische Währungsunion die theoretischen Kriterien erfüllt oder nicht, lässt sich mit „teils, teils“ beantworten. Zu beachten ist allerdings, dass der Euro in erster Linie ein politisches Integrationsprojekt ist, bei dem ökonomische Überlegungen nicht vorrangig waren. Umso wichtiger ist es für den dauerhaften Erfolg der Währungsunion, dass die wirtschaftlichen Grundlagen geschaffen und die Institutionen der Währungsunion weiterentwickelt werden.

Am Ende der Präsentationen ergab sich eine rege Diskussion mit interessanten Fragen