Internationale Studierende

Kulthoum Fumo, Pre-Study-Absolventin

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In Bildung investieren

An einem sonnigen Nachmittag im November sitzt eine junge Frau in der Mensa der Hochschule Fulda. Ihr drittes Semester im Masterstudiengang „Public Health“ hat vor einigen Wochen begonnen, sie freut sich bereits auf den Weihnachtsmarkt, der bald eröffnet wird. Wäre die Frau in Deutschland aufgewachsen, könnte das der Beginn einer sehr durchschnittlichen Geschichte werden. Doch Kulthoum Fumo stammt aus Kenia ─ und ihre Geschichte ist außergewöhnlich.

Aufgewachsen ist Kulthoum Fumo in Nairobi. Schon als Schülerin hatte sie die Idee, einmal nach Deutschland zu reisen. „Deutschland ist in Kenia für seine Technologien bekannt. Wenn eine Maschine aus Deutschland kommt, ist sie meistens von hoher Qualität“, lautet ihre Erfahrung. Mit 15 Jahren hatte sie zum ersten Mal Deutschunterricht, vor dem Studium lernte sie am Goethe-Institut in Nairobi weiter. Sie absolvierte ein Bachelorstudium in Medizin, danach arbeitete sie ein Jahr als Assistenzärztin in einem Krankenhaus in Nanyuki (Kenia). Der Wunsch, Menschen zu helfen, trieb sie auch in ihrer Freizeit an: Bereits als Studentin beteiligte sie sich an Aufklärungskampagnen zu Nierenerkrankungen und zum Drogenmissbrauch an der Universität Nairobi.

Während des Studiums hatten sie keine Zeit zum Sprachenlernen gefunden, doch danach schrieb sie sich ein weiteres Mal am Goethe-Institut ein. „Etwa acht Monate später hatte ich endlich mein B2-Zertifikat“, sagt Kulthoum Fumo. Bei der Suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa stieß sie auf den Studiengang „Public Health“ in Fulda. Hieran gefiel ihr, dass im Rahmen des Studiums Maßnahmen innerhalb der Gesundheitsversorgung ausgewertet werden - mit dem Ziel, sie weiter zu verbessern.  „Es geht um das Leben von Menschen“, sagt Kulthoum Fumo. „Wir müssen uns deshalb immer wieder fragen: Was machen wir gut? Wo müssen wir etwas anders machen?“

Sie überlegte, wie sie möglichst schnell das erforderliche Sprachniveau C1 erreichen könnte, recherchierte und erfuhr vom Pre-Study-Programm, das vom International Office der Hochschule Fulda angeboten wird.

Sprache, Kultur und Vorbereitung auf das Studium
In Fulda besuchte sie den Deutschkurs des Programms und nutzte in ihrer Freizeit jede Gelegenheit, um ihre Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. Dafür lernte sie Zuhause Vokabeln und Grammatik, schaute deutsche Nachrichtensendungen und traf sich mit einer deutschen Studentin, die sie über das Buddy-Programm kennengelernt hatte.

Das interkulturelle Training ─ ein Modul des Programms ─ half ihr dabei, sich in der für sie fremden Kultur zurechtzufinden. „Ich habe gelernt, dass Pünktlichkeit hier ernst genommen wird“, erzählt die junge Frau. Neu war für sie auch, dass Alkohol Teil der deutschen Kultur ist und dass Menschen ihre Zuneigung füreinander in der Öffentlichkeit zeigen.  „Auch die fachliche Vorbereitung auf den Masterstudiengang fand ich sehr gut“, sagt Fumo. Durch Pre-Study kannte sie zum Beispiel schon die Unterschiede zwischen Privater und Gesetzlicher Krankenversicherung.

„Es geht um das Leben von Menschen“

In ihrem Studiengang „Public Health“ ist sie jetzt im dritten Semester. Eine Frage hat sie immer im Hinterkopf: „Was kann ich in Deutschland lernen und dann in Kenia anwenden?“ In ihrer Heimat gibt es Frauen, die keinen Zugang zu Bildung haben, sagt Fumo. „Wenn wir über die Rechte von Frauen sprechen, denken manche Menschen, das sei nicht mehr aktuell. Ist es aber.“ Im Oktober ist sie für ihr Engagement und ihre hervorragenden Studienleistungen mit dem DAAD-Preis der Hochschule ausgezeichnet worden. Über den Preis hat sie sich vor allem aus einem Grund gefreut: „Ich konnte meiner Familie damit zeigen, dass es sich lohnt, in Bildung zu investieren.“ Die Auszeichnung sieht sie gleichzeitig als Ansporn, weiter für das zu kämpfen, was ihr wichtig ist. „Frauen können mehr in die Gesellschaft einbringen, als Kinder zu bekommen“, sagt Kulthoum Fumo.

Als Muslimin feiert sie Weihnachten nicht, doch den Weihnachtsmarkt in Fulda mag sie. „Man kann trotzdem die Stimmung und die Freude der Menschen genießen“, findet sie. Dass der deutsche Winter kalt und dunkel ist, macht ihr etwas zu schaffen. Aber auch damit wird sie zurechtkommen ─ nicht zuletzt deshalb, weil ihr die Stadt und viele Menschen ans Herz gewachsen sind. „Fulda ist jetzt meine Heimat.“