Forschungsprojekt
Aufbau einer Web-basierten Datenbank zur objektiven Analyse von Schreiberhänden der mittelalterlichen Klosterbibliothek Fulda in Zusammenarbeit mit dem Institut Bibliotheka Fuldensis
Das Institut Bibliotheca Fuldensis beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit der Bibliothek sowie dem Scriptorium des Klosters Fulda im Mittelalter. Fulda besaß eine der bedeutendsten Bibliotheken der Karolingerzeit die jedoch im 30-jährigen Krieg 1632 zunächst verschleppt und dann weitgehend vernichtet wurde. Die Sammlung und Untersuchung ihrer Überreste sowie der heute von Europa bis in die USA verstreuten Produkte (Handschriften) des Fuldaer Scriptoriums sind kulturgeschichtlich von größter Wichtigkeit.
Das Ziel dieses Projektes ist die Erstellung und Programmierung einer Web-basierten Datenbank anhand der es möglich sein soll Handschriften objektiv und eindeutig der Klosterbibliothek Fulda zuzuordnen und darüber hinaus durch vergleichende Statistik einzelne Schreiberhände zu identifizieren und in einen chronologischen Rahmen zu stellen.
Die Datenbank soll dem Institut Bibliotheca Fuldensis aber auch Paläographen weltweit die Möglichkeit bieten an der Rekonstruktion der mittelalterlichen Bibliothek des Klosters Fulda mitzuarbeiten.
Durch die Etablierung einer Web-basierten Datenbank wird es Paläographen weltweit möglich sein diese Datenbank zu nutzen und zu erweitern. Hierdurch ergeben sich neue, international vernetzte Projektmöglichkeiten.
Maßgeblich zum Erfolg dieses Projektes trägt der interdisziplinäre Ansatz bei. Für Handschriften aus dem Bestand der Hochschul- und Landesbibliothek wird diese Datenbank ebenso zur Verfügung stehen wie jedem anderen Experten aus der paläographischen Forschung.
Der systematische Aufbau einer Datensammlung von Schreiberhänden kann in gewissen Grenzen automatisiert werden. Durch entsprechende bildverarbeitende Ansätze lässt sich die Segmentierung der Digitalisate vornehmen. Hierdurch können die Positionen der Zeilen, Wörter und, in begrenzterem Umfang, auch der Buchstaben im Bildmaterial erkannt werden.
Eine vollständige Handschrifterkennung im Sinne einer OCR (Optical Character Recognition) ist auf der Basis des kleinen Datenumfangs eher nicht möglich. Der Erkennung relevanter optischer Eigenschaften von Einzelbuchstaben, die sogenannte Feature Detection, lässt sich aber sehr gut umsetzen. Damit wird es möglich, einzelnen Buchstaben reproduzierbare optische Eigenschaften zuzuordnen, die dann paläographisch bewertet werden können.
Somit kann die interaktive, webbasierte Datensammlung als System zur zielgerichteten und effizienten Suche von Vergleichsstellen in den Bilddaten genutzt werden. Damit stellt der geplante Ansatz eine substantielle Unterstützung des paläographischen Arbeitsprozesses dar.
Prof. Dr.
Marc BirringerAngewandte Biochemie für Ernährung und Umwelt
Prof. Dr.
Jan-Torsten MildeMedieninformatik und Webtechnologien