Gesundheitsschutz

bei interpersoneller Gewalt

Gewalt macht krank!

Gewalt hat Folgen für die Gesundheit einzelner und für die Gesellschaft. Körperliche Verletzungen, psychische Traumatisierungen, Beeinträchtigung von Lebensentwürfen sowie Chancen am Arbeitsmarkt und Erhöhung des Risikos von Armut sind Gewaltfolgen, die die gesundheitsbezogene Lebensqualität, derjenigen, denen Gewalt widerfahren ist, beeinträchtigen. Wir fragen nach der Häufigkeit und den Folgen von Gewalt, nach Möglichkeiten der Prävention und wirksamen Strategien professioneller Hilfe.

  • Ein Schwerpunkt ist zu erforschen, wie die Gesundheitsversorgung durch das Erkennen, Ansprechen und gerichtsverwertbare Dokumentieren von Gewalt sowie die gezielte Weitervermittlung an den Hilfesektor einen Ausweg für Betroffene bieten kann und wie z.B. in der Pflege Gewalt gegen Pflegebedürftige und gegen Pflegekräfte verhindert werden kann.
  • Ein zweiter Schwerpunkt ist die Entstehung von interpersoneller Gewalt, z.B. in ersten Liebesbeziehungen Jugendlicher, zu verstehen und wirksame Präventionsstrategien zu entwickeln. 
  • Ein dritter Schwerpunkt ist die Prävention von Gewalt in der Pflege.
  • Ab Ende 2019 wird das Thema „Gewalt im Kontext der Geburtshilfe“ als neuer Schwerpunkt aufgegriffen.

Webseiten der Arbeitsgruppe

Für Gesundheitsfachberufe:
Informationen und Hilfsmittel zum Erkennen, Dokumentieren und Handeln bei Gewaltverdacht finden Sie auf folgender Website: www.befund-gewalt.de

Für Jugendliche:
Informationen über erste Liebesbeziehungen, mögliche Probleme und Grenzüberschreitungen: www.was-geht-zu-weit.de

Zentrale Ergebnisse

  • Grenzüberschreitungen und Gewalt in Teenagerbeziehungen sind auch in Deutschland kein seltenes Phänomen. Sie haben einen negativen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Prävention muss in den Lebenswelten der Jugendlichen stattfinden und dazu gehört auch das Internet. Belege für die Wirksamkeit liegen bislang nicht ausreichend vor.
  • Prävention von Teen Dating Violence gilt als wichtige Form der Primärprävention von Partnergewalt. Die nahezu geschlechtersymmetrischen Prävalenzen bei Jugendlichen gegenüber der deutlichen Geschlechterasymmetrie bei Partnergewalt sind aber ein Indiz dafür, dass Zusammenhänge noch nicht richtig verstanden sind. Über die Kontexte grenzüberschreitenden Verhaltens Jugendlicher ist noch zu wenig bekannt.
  • Menschen, die im Alltag abhängig von anderen Menschen sind, benötigen Hilfe von außen um ihre Lebenssituation zu verbessern. Wird Ihnen keine oder negative Unterstützung gegeben, besteht die Gefahr der Demoralisierung und damit einer schweren Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit und des emotionalen Wohlbefindens.
  • Frauen suchen eher dann institutionelle Unterstützung, wenn sie schwere Gewalt erlitten haben. In diesen Fällen kommen sie auch häufig in Kontakt mit dem Gesundheitswesen, insbesondere mit Hausärzten und Notaufnahmen. Die gerichtsverwertbare Dokumentation von Gewaltfolgen durch behandelnde Ärztinnen und Ärzte ist in Hessen politisch erwünscht, in der Praxis jedoch häufig nicht gesichert.
  • Gesundheitsfachberufe haben insgesamt einen besonderen Zugang zu Gewaltbetroffenen, z.B. in der Pflege. Sie können Gewalt erkennen, ansprechen, dokumentieren und Hilfe leisten bzw. vermitteln. Es bestehen jedoch Handlungsunsicherheiten im Umgang mit Gewaltbetroffenen, die eine erfolgreiche Prävention und Intervention verhindern. Schulungskonzepte und –materialien sind hinreichend entwickelt worden, ohne strukturelle Veränderungen in der Gesundheitsversorgung, die die Prävention von Gewalt zum expliziten Auftrag machen, wirken Schulungen alleine aber nicht hinreichend. 
  • Die Koordinierung von Unterstützung für Gewaltbetroffene ist eine komplexe Aufgabe. Kompetenzzentren könnten diese dauerhaft übernehmen und das Gesundheitswesen bei der gerichtsverwertbaren Dokumentation von Gewaltfolgen unterstützen.

Mitglieder der Arbeitsgruppe

Prof. Dr. Beate BlättnerGesundheitsförderung
Prof. Dr. Daphne HahnGesundheitswissenschaften und empirische Sozialforschung
Prof. Dr. Henny Annette GreweMedizinische Grundlagen der Pflege
Prof. Dr. Gamze Güzel-FreudensteinMedizin mit Schwerpunkt Sozialmedizin und Arbeitsmedizin
Prof. Dr. Margit ChristiansenManagement im Gesundheitswesen mit dem Schwerpunkt Personal
Prof. Dr. Nina FleischmannPflegewissenschaft
Stefanie FreytagWissenschaftliche Mitarbeiterin
Lieselotte LiedingLehrkraft für besondere Aufgaben
Alexandra RothWissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin
Kristin SchultesWissenschaftliche Mitarbeiterin, Lehrkraft für besondere Aufgaben

 

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