PEKo – Partizipative Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Konzeptes zur Prävention von Gewalt in der Pflege

Projektleitung: Prof. Dr. Henny Annette Grewe

Mitarbeiterinnen: Stefanie Freytag, M.Sc., Carolin Dunkel B.Sc.

Kooperationspartner: 

  • Martin- Luther- Universität Halle- Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
  • Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Institut für Pflegewissenschaft
  • Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege

Gefördert von: Techniker Krankenkasse

Teilprojekte und Laufzeit:

  • PEKo 1.0 Setting stationäre Langzeitpflege: Juli 2018 bis Juni 2020
  • PEKo 1.1 Verstetigung/ Entwicklung und Evaluation eines Modulhandbuchs: Juli 2020 bis Dezember 2022
  • PEKo 2.0 Setting Krankenhaus: Januar 2021 bis Dezember 2022
  • PEKo 2.0 Setting ambulante Pflege: Januar 2021 bis Dezember 2022

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Hintergrund und Zielsetzung

Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen und gegenüber Pflegenden findet alltäglich statt. Dies bestätigt eine Umfrage unter Pflegefachpersonen des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP). Damit einhergehend kommt es zu einer „Kultur des Wegschauens“, die in eine „Kultur des Hinschauens und der Achtsamkeit“ umgewandelt werden muss. Einrichtungsspezifische und einrichtungsübergreifende Angebote der Prävention und der Aufarbeitung von Gewalterfahrungen können Abhilfe schaffen. Obwohl Gewalterfahrungen zum Pflegealltag gehören, gibt es bislang nur wenige Angebote zur Gewaltprävention in der Pflege. Darüber hinaus existieren nur sehr wenige belastbare Studien, die die Wirksamkeit solcher Interventionen belegen. (Weidner et al. 2017)

Mit dem Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz – PrävG 2015) sind Pflegekassen dazu angehalten, Leistungen zur Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen zu erbringen. Unter der Beteiligung der Pflegebedürftigen und der Pflegeeinrichtung sind Pflegekassen dazu verpflichtet, Vorschläge zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation und zur Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen und Fähigkeiten zu entwickeln sowie deren Umsetzung zu unterstützen. Im „Leitfaden Prävention in der stationären Pflege“ des GKV-Spitzenverbandes (2018) wird explizit auf das Handlungsfeld „Prävention von Gewalt in der Pflege“ hingewiesen. Um Erkenntnisse über deren Wirksamkeit zu generieren, sollten Interventionen zudem wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden.
Das Projekt PEKo setzte an dieser Stelle an und entwickelte gemeinsam mit den teilnehmenden Einrichtungen Konzepte zur Prävention von Gewalt in der Pflege und implementierte sie nachhaltig in die Einrichtungsstruktur. Darüber hinaus wurden die Intervention wissenschaftlich begleitet, sodass Erkenntnisse zur ihrer Wirksamkeit generiert werden könnten. Zum Ursprungsprojekt PEKo 1.0 kamen im Laufe der Zeit weitere Folgeprojekte hinzu: PEKo 1.1 Verstetigung, PEKo 2.0 Setting Krankenhaus, PEKo 2.0 Setting ambulante Pflege.

PEKo 1.0

Das Projekt PEKo 1.0 richtete sich an Einrichtungen der stationären Altenpflege. Bundesweit haben insgesamt 53 Einrichtungen aus Hessen (12), Mecklenburg-Vorpommern (8), Niedersachsen (2), Sachsen (10), Sachsen-Anhalt (8) und Schleswig-Holstein (13) teilgenommen. Das Studienzentrum Fulda betreute insgesamt 12 Einrichtungen aus der Fuldaer und Frankfurter Region.

Im Rahmen der 12-monatigen multimodalen Intervention wurden entsprechend eines partizipativen Interventionsansatzes einrichtungsspezifische Maßnahmen zur Gewaltprävention entwickelt und nachhaltig in die Einrichtungsstrukturen implementiert.

Kernelemente der multimodalen Intervention waren:

  • PEKo-Beauftragte: Einrichtungsinterne Beratungs- und Ansprechinstanz, welche nach innen und außen fungierte.
  • PEKo-Team-Treffen: Monatliche, einrichtungsinterne Treffen, in welchen partizipativ mit Mitarbeiter:innen der Einrichtungen bedarfsgerechte Maßnahmen entwickelt und nachhaltig implementiert wurden.
  • PEKo-Zirkel: Quartalsmäßige, einrichtungsübergreifende Treffen, welche den PEKo-Beauftragten einen Austausch ermöglichten.

PEKo 1.1

Das Projekt PEKo 1.1 schloss sich an das bisherige Gewaltpräventionsprojekt PEKo 1.0 im Setting der stationären Altenpflege an. Es fokussierte zum einen die weitere Begleitung der bereits am Projekt teilnehmenden Einrichtungen, um das Projekt PEKo 1.0 zu verstetigen. Zum anderen wurden neue interessierte Einrichtungen begleitet und im Umgang mit einem für das Projekt entwickelte Modulhandbuch geschult, welches eine eigenständige Durchführung der entwickelten Präventionsmaßnahmen ermöglichte. Dieses Modulhandbuch basierte auf den Erkenntnissen, Ergebnissen und Erfahrungen des Ursprungsprojektes PEKo 1.0.

Die Kernelemente aus PEKo 1.0 wurden auch bei der Durchführung dieses Folgeprojektes beibehalten: PEKo-Beauftragte, PEKo-Team-Treffen und PEKo-Zirkel (siehe PEKo 1.0). Zusätzlich wurden die teilnehmenden Einrichtungen im Umgang mit dem Modulhandbuch geschult. Danach folgte eine einrichtungsinterne Auftaktveranstaltung für Beschäftige, Bewohner:innen sowie Angehörige zur Vorstellung der Inhalte, Ziele und Komponenten des Projektes. Während der Projektlaufzeit wurden die Einrichtungen durch das zuständige Studienzentrum beraten. Das Studienzentrum Fulda betreute insgesamt 12 Einrichtungen, weitere 9 Einrichtungen in der Verstetigung des Ursprungsprojektes PEKo 1.0. Bis September 2023 stehen die Mitarbeiter:innen des Studienzentrums Köln den teilnehmenden Einrichtungen weiter beratend zur Seite.

 

PEKo 2.0 Krankenhaus

Im Projekt PEKo 2.0 wurde das Ursprungsprojekt PEKo 1.0 an das Setting Krankenhaus angepasst. Das Projekt wurde pro Krankenhaus auf bis zu zehn Stationen über eine Projektlaufzeit von zwölf Monaten durchgeführt. Umgesetzt wurden die Interventionen in 10 Kliniken der Versorgungsformen Maximalversorger/ Universitätsklinik, Grund- und Regelversorger sowie Schwerpunktversorger oder Fachkliniken. Komponenten, die sich im Projekt PEKo 1.0 bereits bewährt hatten, fanden auch im Projekt PEKo 2.0 Setting Krankenhaus Anwendung. Hierzu zählten PEKo-Beauftragte, PEKo-Team-Treffen und PEKo-Zirkel (siehe PEKo 1.0). Neben einer Auftaktveranstaltung zu Beginn des Projektes fand zum Ende eine Abschlussveranstaltung mit den Kooperationspartner:innen und weiteren Interessierten statt. Dabei wurden die erarbeiteten Maßnahmen der jeweiligen Organisation vorgestellt und Aspekte zur Verstetigung diskutiert. Über die gesamte Projektdauer standen die Mitarbeiter:innen der jeweiligen Studienzentren den PEKo-Beauftragten und der Ansprechperson auf Leitungsebene beratend zur Seite. Eine neue überregionale Komponente ist das Advisory-Board: Dies ist eine Gruppe von Expert:innen aus Praxis und Wissenschaft, welche die Umsetzung des PEKo 2.0 Setting Krankenhaus-Projekts beratend begleitete. Bis zum Ende des Gesamtprojektes im Oktober 2023 erhalten die 4 teilnehmenden Krankenhäuser, die durch das Studienzentrum Fulda begleitet wurden, nachsorgend bei Bedarf ein Beratungsangebot durch das Studienzentrum Köln.

PEKo 2.0 ambulante Dienste

Im Projekt PEKo 2.0 wurde das Ursprungsprojekt PEKo 1.0 an das Setting der ambulanten Versorgung angepasst. Die Umsetzung des Projekts erfolgte in zwei Phasen: In den ersten drei Monaten wurden gemeinsam mit verschiedenen Akteur:innen der ambulanten Versorgung (u.a. ambulante Pflegedienste, Beratungsstellen, Selbsthilfe/Ehrenamt, Schutzambulanz und Opferschutz der Polizei) Maßnahmen zur Vermeidung von und im Umgang mit Gewalt entwickelt. Diese wurden in einem Gewaltpräventionskonzept in Form einer Handreichung gebündelt. In der neunmonatigen Umsetzungsphase wurde dieses Konzept anschließend in sieben ambulanten Pflegediensten gemeinsam mit den Beschäftigten individuell an deren Bedürfnisse angepasst, umgesetzt und wissenschaftlich begleitet. Ähnlich wie in den anderen Teilprojekten wurden bei der Umsetzung des Projekts die Komponenten PEKo-Beauftragte, PEKo-Team-Treffen und PEKo-Zirkel (siehe PEKo1.0) genutzt. Das Studienzentrum Fulda betreute insgesamt 2 ambulante Dienste. Nachsorgend können sich die Projektpartner zur Beratung an das Studienzentrums Halle bis Oktober 2023 wenden.

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Evaluation

Da es sich um komplexe Interventionen handelt, wurden für die Evaluation der PEKo-Projekte sowohl qualitative als auch quantitative Methoden im Sinne eines „Mixed Methods“-Ansatzes kombiniert. Im Folgenden sind die verschiedenen Methoden zusammengefasst, welche in den einzelnen Teilprojekten angewendet wurden:

  • Schriftliche Mitarbeiter:innenbefragungen zu Beginn und am Ende der Interventionen. Diese geben Aufschluss über Veränderungen im Gewaltgeschehen, über Gewaltauslöser, den Umgang mit Gewaltereignissen, die Arbeitsbelastung, soziodemografische Merkmale und die Umsetzung des Projekts.
  • Fokusgruppen, Gruppen- und Einzelinterviews mit Vertreter:innen der Leitungsebenen, den PEKo-Beauftragten und den PEKo-Teammitgliedern zum Ende der Interventionen
  • Fortlaufende strukturierte Dokumentation der Projektverläufe