Erkennen und Dokumentieren von gesundheitlichen Folgen interpersoneller Gewalt - Entwicklung und Erprobung eines Bildungsproduktes für Beschäftigte in den KMU der Gesundheitsversorgung

Gefördert vom europäischen Sozialfond und kofinanziert vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit.

Projektleitung:  Prof. Dr. Beate BlättnerProf. Dr. Annette Grewe

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:  M.Sc. Kerstin Krüger (Public Health), M.Sc. Ulrike Fuchs (Public Health)

Laufzeit: 22.02.2010 - 31.12.2012

Hintergrund und Zielsetzung

Zu den Aufgaben der Gesundheitsversorgung im Kontext interpersoneller Gewalt gehört neben der Behandlung gesundheitlicher Folgen, Gewalt zu erkennen, anzusprechen, gerichtsverwertbar zu dokumentieren, Sicherheitsfragen zu klären und die Betroffenen an das Hilfesystem weiterzuvermitteln. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass die Gesundheitsversorgung derzeit den über die Behandlung hinausgehenden Aufgaben nur punktuell nachkommt. Trotz einiger Schulungsangebote sind Handlungsunsicherheiten einer der Gründe dafür. 

Kernziel der Maßnahme war die Entwicklung eines Bildungsproduktes, mit dem Beschäftigte in den KMU der Gesundheitswesens die Kompetenzen erwerben können, die sie darin unterstützen, Gewaltopfer zu erkennen und auf das Geschehen anzusprechen, die gesundheitlichen Auswirkungen gerichtsverwertbar zu dokumentieren und über enge Kooperationen mit anderen Hilfesystemen für Schutz zu sorgen. Der Erwerb dieser Kompetenzen dient der gesellschaftlichen Herausforderung, der Chronifizierung von interpersoneller Gewalt und deren gesundheitlichen, gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen entgegen zu wirken.

Die Komplexität der Aufgabe bestand insbesondere darin, für unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in unterschiedlichen Versorgungssettings auf zwei verschiedenen Qualifizierungsebenen Angebote zur Erweiterung der Kompetenzen anzubieten. Darüber hinaus sollte eine Anrechnung auf akademische wie berufliche Bildung möglich sein.

Vorgehen

Die Entwicklung des modularisierten Weiterbildungskonzeptes orientierte sich an der TUNING-Methode, die zur Entwicklung von international vergleichbaren Studiengängen im europäischen Hochschulraum konzipiert ist.

  1. Entwicklung des beruflichen Kompetenzprofils im Stakeholderprozess.
  2. Festlegung der Lernergebnisse
  3. Entwicklung von Lehreinheiten (Module), mit Qualifikationsziel, Voraussetzungen, Inhalten, Methoden und Lernort
  4. Entwicklung von Lernmaterialien
  5. Erproben des Bildungsproduktes
  6. Evaluierung und ggf. Überarbeitung des erprobten Bildungsproduktes.

Das Kompetenzprofil wurde unter Nutzung der ‚Dublin Deskriptoren‘, die auch dem ‚Europäischen Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen‘ (EQR) zugrunde liegen, beschrieben. Ein zweites Gestaltungsmerkmal war der von RADAR (1996) entwickelte Handlungsablauf der Versorgung bei interpersoneller Gewalt.

Ergebnisse

Die Projekterfahrungen zeigen, dass Schulungskonzepte zum Thema Gewalt in der Gesundheitsversorgung als „training on the job“ konzipiert sein müssen und idealerweise in einen Organisationsentwicklungsprozess der Institution eingebunden sein müssen. „Training on the job“ in Form eines Internetportals realisieren. Deshalb wurde die Homepage www.befund-gewalt.de konzipiert. Teile der Homepage sollen nur für Beschäftigte der Gesundheitsversorgung zugänglich sein, dafür wurde der Schutz über das in der Gesundheitsversorgung häufig benutzte Portal DocCheck genutzt.

Die Nutzung der Lernplattform ist allerdings nur schwer zu evaluieren.