Organisationale Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Eingliederungs- und Behindertenhilfe (Health Literate Organizations for People with Disabilities / HeaLO)

 

 

 

Projektleitungen:

Prof. Dr. Katharina Rathmann
Prof. Dr. Kevin Dadaczynski

Mitarbeitende:

Anna Kleine, Christina Krammer, Judith Lutz, Johanna Nickl, Theres Vockert, Lorena Wetzel, Loriane Zelfl

Förderer: Hochschulinterne Forschungs- und Entwicklungsförderung

Laufzeit: April 2020 – März 2021

Im Strategiekonzept des Nationalen Aktionsplans zur Gesundheitskompetenz geht neben der Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz auch die Verbesserung struktureller Bedingungen in Lebenswelten (u. a. zielgruppenadäquate Bereitstellung gesundheitsrelevanter Informationen, leichte Navigation und Zugänglichkeit zur Einrichtung) und damit die Etablierung gesundheitskompetenter Organisationen deutlich hervor. Der Fokus in der bisherigen Forschung liegt verstärkt auf dem Setting der gesundheitskompetenten Krankenbehandlungsorganisation (d. h. Krankenhaus), nicht jedoch auf Einrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung wohnen und arbeiten. Das betrifft in Deutschland rund 300.000 Menschen mit Behinderung sowie rund 1,5 Mio. Fachkräfte (in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, ambulante sowie stationäre Pflege). Ziel des Vorhabens (HeaLo) ist daher die organisationale Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Eingliederungshilfe konzeptionell aufzuarbeiten und im Rahmen einer qualitativen sowie quantitativen Studie aus Sicht von Leitungs- und Fachkräften zu erfassen. Im Sinne des Public Health Action Cycle trägt das Vorhaben dazu bei, Bedarfe zu ermitteln und Implikationen zur Stärkung der organisationalen Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Eingliederungshilfe abzuleiten, sodass die Gesundheitskompetenz aller Akteure in diesen Lebenswelten adressiert werden kann. Das Vorhaben knüpft damit an ein hoch aktuelles und gesellschaftlich wie auch gesundheitswissenschaftlich relevantes Thema an.

Für Einrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung wohnen und arbeiten, wurden vorliegende Instrumente (z. B. HLHO-10) bislang nicht adaptiert. Folglich liegen keine Befunde darüber vor, welche Bedeutung der organisationalen Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Eingliederungshilfe beizumessen ist und welche konkreten Bedarfe zur Förderung der organisationalen Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Eingliederungshilfe bestehen. Auch ist bislang unklar, welche Faktoren sich zur Umsetzung von Maßnahmen der organisationalen Gesundheitskompetenz als förderlich und hinderlich erweisen. Gerade mit Blick auf die vulnerable Bevölkerungsgruppe der Menschen mit Behinderungen und deren Betreuungskräften bedarf es in diesen Lebenswelten einer besonderen Aufmerksamkeit. 

Diesen Desiderata kommt das HeaLO-Vorhaben nach und verfolgt folgenden Ziele:

  1. Bisherige Instrumente zur Erfassung der organisationalen Gesundheitskompetenz an das Setting von Einrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung wohnen und arbeiten sichten und anpassen, und
  2. die Bedeutung der organisationalen Gesundheitskompetenz aus Sicht von Leitungs- und Führungskräften in Einrichtungen in denen Menschen mit Behinderung wohnen und arbeiten zu erfassen.
  3. Zudem sollen Bedarfe und hiermit einhergehend förderliche und hinderliche Faktoren zur Umsetzung der organisationalen Gesundheitskompetenz in den Einrichtungen erhoben werden.

Erste Ergebnisse:

In den Einrichtungen für Menschen mit Behinderung zeigt sich ein unterschiedliches Ausmaß der organisationalen Gesundheitskompetenz. Mehr als die Hälfte der befragten Einrichtungen geben ein unterdurchschnittliches Niveau organisationaler Gesundheitskompetenz an. Am häufigsten berichten die Einrichtungen ein unterdurchschnittliches Niveau organisationaler Gesundheitskompetenz in der Navigation und dem Einsatz sowie der Entwicklung individualisierter Gesundheitsinformationen. Zudem zeigt sich, dass Einrichtungen, die überdurchschnittlich viele Maßnahmen zur Gesundheitsförderung sowohl für Fachkräfte als auch für Klient*innen anbieten, häufiger ein überdurchschnittlich hohes Ausmaß organisationaler Gesundheitskompetenz berichten als Einrichtungen, die geringere Aktivitäten im Bereich der Gesundheitsförderung aufweisen.

Interventionen, die die organisationale Gesundheitskompetenz von Einrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung wohnen und arbeiten, fördern, sind anzuraten. Eine Toolbox, in der einrichtungsspezifische Interventionen und Tools dargestellt und je nach Bedarf implementiert werden können, wird im Projekt EwiKo entwickelt.

Publikationen

Rathmann, K., Vockert, T., Wetzel, L.D., Lutz, J. & Dadaczynski, K. (2020). Organizational health literacy in facilities for people with disabilities: First results of an explorative qualitative and quantitative study. International Journal of Environmental Research and Public Health 17, 1-29. https://doi.org/10.3390/ijerph17082886

Rathmann, K., Lutz, J., Vockert, T. & Wetzel, L.D. (2020). Wie gesundheitskompetent sind Einrichtungen der Eingliederungs- und Behindertenhilfe? Ergebnisse der GeKoBa-Studie zum Ausmaß der organisationalen Gesundheitskompetenz. Werkstatt: Dialog 6.2019/1.2020, 51-55.

Rathmann, K., Vockert, T. & Dadaczynski, K. (2019). Erfassung der organisationalen Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Behindertenhilfe: Erste Ergebnisse einer Mixed- Methods-Studie. Das Gesundheitswesen, 08/09, 678. DOI: 10.1055/s-0039-1694397

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