RoboLand - Telepräsenz-Roboter im häuslichen Lebens- und Pflegearrangement von Personen mit Demenz im ländlichen Raum

Förderung durch: BMBF im Rahmen der Ausschreibung SILQUA-FH, Förderkennzeichen: 03FH008SA6 (HFD) /  03FH008SB6 (HS-BRS)
Laufzeit: 01.12.2016 - 31.07.2020

Projektleitung:
Prof. Dr. Helma M. Bleses
Wissenschaftliche Mitarbeiter: 
Dr. Matthias Dammert - MPH (Hochschule Fulda)
Anna Steinacker, M.A. - Pflegepädagogik (Hochschule Fulda)

Kooperationspartner:
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Prof. Dr. Erwin Prassler
Max Schöbel 
Patrick Nagel
Technische Universität Dortmund
Prof. Dr. Ronald Hitzler
Fachhochschule St. Gallen
Prof. Dr. Thomas Beer

Praxispartner:
Fachstelle für Gesundheitliche Versorgung des Vogelsbergkreises
Dr. Sigrid Stahl
Sozialstation der Stadt Trendelburg
Bürgermeister Martin Lange

Hintergrund und Fragestellung

Ländliche Regionen sind vom demographischen Wandel in gleich mehrfacher Hinsicht betroffen. Durch Fortzug oder aber Pendeln vom Wohnort zu weiter entfernten Arbeitsplätzen von Personen im erwerbsfähigen Alter und den Mangel an professionellen wie auch informellen Pflegepersonen verschärft sich die Situation für die stetig wachsende Gruppe älterer (pflegebedürftiger) Personen. Gerade in der Versorgung von Personen mit Demenz können sich hierdurch erhebliche Lücken ergeben. Es müssen demnach Lösungen gefunden werden, um die Begleitung und Unterstützung  von Personen mit Demenz trotz der erschwerten Rahmenbedingungen zu ermöglichen.

Im Verbundprojekt RoboLand sollen
unter der Leitung von Helma M. Bleses (Hochschule Fulda) und Erwin Praßler (Hochschule Bonn-Rhein Sieg) in zwei ländlichen Regionen in Hessen (Vogelsbergkreis, Stadt Trendelburg) Möglichkeiten zum Einsatz von
Telepräsenz-Robotik für zu Hause lebenden Personen mit Demenz  und deren Angehörige erforscht werden.

Vorgehen

Um mehr über den Bedarf, die Einsatzmöglichkeiten und (Aus-)Wirkungen von robotischen Telepräsenz-Systemen zu erfahren, sollen während 4 Feldphase im häuslichen Umfeld Personen mit Demenz beobachtet und Angehörige der informellen und formalen Netzwerke befragt werden. Soweit dies möglich ist, soll auch die jeweilige Person mit Demenz befragt werden.

  • Zunächst wird mit pflegenden Angehörigen und in gemeinsamer Absprache mit Angehörigen/Mitarbeitenden bspw. der Sozialstation, Hausarzt u.ä. (formelle Netzwerkakteure) ein Telepräsenz-Netzwerk installiert. Hierzu wird mit allen Beteiligten abgestimmt, wie die momentane Lebenssituation einer in Betracht kommenden Person mit Demenz ist, welche Bedarfe es gibt, und welche Anforderungen damit an ein Telepräsenz-System verbunden sind. Wesentliche medizinische, pflegerische, organisatorische, wissenschaftliche, ökonomische psychische und weltanschauliche Informationen werden zusammengetragen. Es sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welches der zur Verfügung stehenden Telepräsenz-Systeme wo und wie eingesetzt werden kann. Mögliche Interventionen werden in einer Fallbesprechung mit dem sozialen Netzwerk vorgestellt, diskutiert und festgehalten. Es sollen insgesamt maximal 24 Personen mit Demenz und deren einzelne Akteure aus deren individuellen Netzwerken in die Studie einbezogen werden.
  • Bevor ein Telepräsenz-Roboter in der häuslichen Umgebung eingesetzt wird, wird er technisch auf diesen Einsatz vorbereitet. Hierbei kann die Person mit Demenz das System kennenlernen und es können Erkenntnisse darüber gewonnen werden, ob sie es akzeptiert. Die (im Hilfeplan verankerten) robotischen Interventionen werden für ca. 3 Monate angeboten. Ein pflege- und in der Forschung mit Personen mit Demenz erfahrener wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Fulda wie auch ein wissenschaftlicher Mitarbeiter aus dem Bereich Robotik der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bieten während dieser Zeit Hausbesuche an. Der pflegewissenschaftliche Mitarbeiter beobachtet durch teilnehmende Beobachtung im häuslichen Umfeld die Interaktion zwischen der Person mit Demenz und dem Telepräsenz-Roboter. Beobachtet wird auch die steuernde „andere Seite“, also die Person, die physisch nicht Vor-Ort ist. Sofern es möglich ist, soll ein Teil der Beobachtungen mittels Videoaufnahmen erfolgen, hier geht es darum, einzelne zuvor beobachtete und wiederkehrende Situationen gezielt zu beobachten.
  • Die Beobachtung, Befragung und/ oder Videoaufzeichnung einer Person mit Demenz erfolgt jeweils ausschließlich nach vorheriger Absprache (Einverständniserklärung) mit ihr – soweit noch möglich - oder mit deren Angehörigen (Bevollmächtigten/ gesetzlichen Vertretern).
  • Auf der Grundlage der Beobachtungen und der bis dahin gewonnenen Erkenntnisse erfolgen Interviews mit den jeweiligen am Netzwerk beteiligten einzelnen Akteuren.
  • Pro Region sind je zwei Gruppendiskussionen (Fokusgruppen) mit den pflegenden Angehörigen und den formellen Netzwerkakteuren geplant, die von den wissenschaftlichen Mitarbeitern moderiert werden.

Uns als Forschergruppe ist bewusst, dass die Selbstbestimmungsmöglichkeit von Menschen je nach Stadium ihrer Demenz nur noch teilweise oder auch gar nicht mehr vorhanden ist. Umso mehr achten wir darauf, nur bedingt einwilligungsfähige Personen und deren Persönlichkeitsrechte in besonderem Maße zu schützen. Äußert eine Person mit Demenz, ein Angehöriger Unsicherheit oder Unbehagen aufgrund der Beobachtungssituation, wird diese augenblicklich abgebrochen.

Grundsätzlich ist die Untersuchung jedoch so angelegt, dass Verletzungen der Persönlichkeitsrechte oder Risiken für alle an der Studie Beteiligten nicht zu erwarten sind.

Projektbezogene Publikationen / Öffentlichkeitsarbeit

Drittmittelgeförderte Projekte

RoboLand
KoenIG
EmoRobot
EMOTi-KOMM
KomPP
PIK-InterWork
TPT