Professionsentwicklung und Qualifikation

Im deutschen Gesundheitswesen sind 5,6 Millionen Menschen in unterschiedlichen Berufsgruppen beschäftigt (vgl. Statistisches Bundesamt 2019). Einige dieser Berufe verlangen dafür originär einen akademischen Abschluss als Voraussetzung für die Zulassung (z. B. Medizin und Pharmazie); andere eine duale Berufsausbildung nach dem Berufsausbildungsgesetz (z. B. Zahnmedizinische Fachangestellte). Die Ausbildung der sog. Gesundheitsfachberufe jedoch (z. B. Gesundheits- und Krankenpflege, Physiotherapie, Hebammen), die mit über eine Million die größte Berufsgruppe im Gesundheitsweisen stellt, ist nach dem Bundesgesetz geregelt und erfolgt bislang in speziellen Berufsfachschulen des Gesundheitswesens. Damit stellt die nicht akademische Ausbildung von Gesundheitsfachberufen einen Sonderfall innerhalb der Berufsgruppen im Gesundheitsweisen dar. Zugleich grenzt sie sich mit dieser Form auch von fast allen anderen europäischen Ländern ab, in denen die Ausbildung von Gesundheitsfachberufen bereits vor langer Zeit in ein Studium überführt wurde.

Obwohl mehrfach nachgewiesen wurde, dass nicht akademische Ausbildungen für Gesundheitsfachberufe nicht mehr den Erfordernissen ihrer Arbeitstätigkeiten entsprechen, bauen sich entsprechende Strukturen nur sehr zögerlich auf. Die deutschen Berufsgesetze ließen bis 2019 nur in Ausnahmefällen über eine Modellklausel zu, dass die Hochschule die Berufsfachschule ersetzt. Dies ändert sich nun für die Bereiche Pflege und Hebammenkunde. Ab 2020 wird den bisherigen Ausbildungsmöglichkeiten für die Gesundheits- und Krankenpflege die Primärqualifizierung über ein Studium additiv hinzugefügt und bei den Hebammen wird das Studium die Berufsfachschulausbildung vollständig ersetzen.

Der eingeschlagene Weg zur Akademisierung der Gesundheitsfachberufe geht entsprechend mit einer Professionalisierung der Lehrkräfte an besonderen Schulen des Gesundheitswesens einher. Da diese nicht zwangsläufig den Standards der Lehrerbildung für die berufliche Bildung entsprechen muss, bieten sich hier Gelegenheiten, Anforderungen neu zu denken und konzeptionell einzubeziehen.

Parallel zur Entwicklung von Professionalisierungsstrukturen stellt der akute Fachkräftemangel in den Gesundheitsfachberufen eine große Herausforderung dar. Dabei erscheint die Integration internationaler Gesundheitsfachkräfte als eine der möglichen Lösungen. Diese erfordert, jenseits von Antworten auf Fragen nach Anerkennung internationaler Abschlüsse, die Entwicklung neuer Konzepte zur Vermittlung von Handlungskompetenz in den Strukturen der deutschen Gesundheitsversorgung. Auch der Blick auf Arbeitszufriedenheit, kulturelle und soziale Integration stellen dabei relevante Perspektiven dar, die es konzeptionell zu berücksichtigen gilt.

Aus dieser Situation heraus ergeben sich eine Reihe von interessanten Perspektiven für den Forschungsbereich Professionsentwicklung und Qualifikation. Dazu zählen beispielsweise Fragen nach den beruflich erforderlichen Kompetenzen, wie sie erworben und wie erworbene Kompetenzen in der Heterogenität der Ausbildungswege aufeinander angerechnet werden können; nach Vor- und Nachteilen von Ausbildungswegen und deren Folgen für die Zusammenarbeit von Berufsgruppen im Gesundheitswesen und für die Qualität der Gesundheitsversorgung; nach Möglichkeiten der Mobilität im europäischen Arbeits- und Wissensraum; nach Chancen und Hindernissen einer Professionsentwicklung oder nach Fragen der curricularen Entwicklung, Didaktik und Methodik.“

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Silke Trumpa

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