Sparkassenpreis geht an drei Absolvent*innen

26.04.2021

Herausragende Bachelorarbeiten ausgezeichnet in den Bereichen Elektromobilität, Künstliche Intelligenz im Recht und nicht-pharmakologischer Interventionen bei Demenz

Wie lässt sich die Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge optimieren? Wie kann künstliche Intelligenz zur juristischen Entscheidungsfindung eingesetzt werden? Und können nicht-pharmakologische sensorische Interventionen eine Alternative für die Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten und psychischer Symptomen bei Demenz sein?

Moritz Jung, Rikmor Elsa Winkelmann und Carolin Auerbach haben diese Fragen in ihren Abschlussarbeiten beantwortet und sind dafür jetzt mit dem Sparkassenpreis in Höhe von jeweils 500 Euro ausgezeichnet worden. Der Preis honoriert jährlich bis zu drei herausragende Bachelor- oder Masterarbeiten, die an der Hochschule Fulda entstanden sind.

Für die Sparkasse Fulda gratulierte Pressesprecher Richard Hartwig: "Mit ihren exzellenten Abschlussarbeiten zeigen die Preisträger, welch wertvollen Beitrag junge Leute zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft leisten können." Dass sie sich für ein Studium in Fulda entschieden hätten, spreche überdies für den ausgezeichneten Ruf der Hochschule und der Stadt als kleinem, aber feinen Wissenschaftsstandort mit kurzen Wegen und guten Kontakten in die Praxis.

Professor Lambeck, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung der Hochschule Fulda unterstrich: „Die Arbeiten zeichnen sich nicht nur durch hohe wissenschaftliche Qualität aus. Sie greifen zudem höchst relevante und praxisnahe Fragestellungen auf. Das zeigt einmal mehr, welches Potenzial in der Angewandten Forschung steckt und welchen Beitrag die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zur Lösung aktueller und dringender Fragestellungen liefern können.“ Sehr gerne, sagte Lambeck, hätten wir die Preisträger in einer Veranstaltung vor Ort gewürdigt. „Wir haben den Termin daher immer wieder verschoben, mussten nun aber doch auf eine Online-Veranstaltung ausweichen.“

Impuls für Mobilitätswende und Ressourceneffizienz

Moritz Jung (26) analysierte und optimierte in seiner Bachelorarbeit im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen die Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge im BMZ Batterien-Montage-Zentrum GmbH, einem Unternehmen, das High-Tech-Batteriesysteme entwickelt und produziert und den Weg in die breite Nutzung der Elektromobilität ebnen will. Ziel war es, die Produktionsmenge zu stabilisieren und für die Zukunft zu steigern. Da die Batterieproduktion für die Elektromobilität besondere Anforderungen mit sich bringt, ist es von großer Bedeutung, dass alle Abläufe perfekt aufeinander abgestimmt sind und eine reibungslose und sichere Produktion unter Berücksichtigung der sehr hohen Qualitätsansprüche gewährleisten. Dazu prüfte Moritz Jung verschiedene wirtschaftswissenschaftliche Methoden wie auch Methoden der Prozessanalyse und Prozessoptimierung auf ihre Machbarkeit im Unternehmen und wendete sie abteilungsspezifisch an. So entstanden optimierte Prozessstrukturen, die das Unternehmen auch über die Batterieproduktion hinaus auf weitere Produkte im Bereich der Elektromobilität anwenden kann.

„Die Arbeit vereint wirtschaftliche und technische Aspekte auf einem sehr hohen Niveau, sie verbindet geschickt die technisch relevanten Themen mit der Anwendung wirtschaftswissenschaftlicher Ansätze und liefert einen direkten Nutzen für das Unternehmen“, sagt Professor Dr. Ulf Schwalbe, der die Arbeite betreute. Die Arbeit gebe zugleich wichtige Impulse für eine ökologische und ressourcennachhaltige Elektromobilität. „Sie ist ein bedeutsamer Beitrag zur aktuellen Energiewende und von hoher wissenschaftlicher Relevanz.“ Moritz Jung beleuchtete die Batterieproduktion und die sie begleitenden Prozesse aus Sicht des Unternehmens offenbar so erfolgreich, dass er dort inzwischen eine Festanstellung erhielt.

Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz im Recht

Inwieweit künstliche Intelligenz zur juristischen Entscheidungsfindung geeignet ist und eingesetzt werden kann, nahm Rikmor Elsa Winkelmann (29) in ihrer Abschlussarbeit im Studiengang Wirtschaftsrecht – Nachhaltigkeit und Ethik unter die Lupe. Potenzial zur Digitalisierung gebe es in der Justiz insbesondere im Zivilprozess. Vor allem das strukturierte Parteivorbringen biete Möglichkeiten zur Digitalisierung. Einem Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der richterlichen Arbeit stünden jedoch verfassungsrechtliche Bedenken entgegen – gleich, ob die Software entscheide oder nur einen Vorschlag unterbreite. Anwender müssten in jedem Fall geschult werden, automatisiert generierte Ergebnisse kritisch zu hinterfragen. In Unternehmen, wo das Hauptaugenmerkt auf der Vorhersage rechtlicher Geschehnisse und damit verbundener Risiken liege, verspreche der Einsatz künstlicher Intelligenz einen Wettbewerbsvorteil. IT-Systeme böten einen leichteren Zugang zum Recht für juristische Laien und könnten zur Verbesserung des Rechtspflegesystems in Deutschland beitragen.

Eine grundsätzliche ethische Gefahr stelle künstliche Intelligenz nicht dar, wenn sie unter ethischen Gesichtspunkten entwickelt und permanent von Menschen überwacht werde. Wäge man Chancen und Risiken gegeneinander ab, so würden die Vorteile wie Arbeits- und Zeitersparnis, geringere Fehleranfälligkeit sowie Rechtsvereinheitlichung und höhere Konsistenz der Rechtsprechung überwiegen. Insbesondere in Krisenzeiten, so zeigt Rikmor Elsa Winkelmann, könne künstliche Intelligenz einen Mehrwert für die Justiz bieten. Es bedürfe jedoch einer scharfen Abgrenzung, was künstlicher Intelligenz erlaubt und was menschlichen Akteur*innen, insbesondere Richter*innen, vorbehalten sein solle. Risiken ergäben sich bei der IT-Sicherheit. Mit zunehmender Digitalisierung müssten die Sicherheitsmechanismen angepasst werden.

„Die Bearbeiterin hat das Thema Digitaler Wandel in der aktuellen (Rechts-)Praxis zu einem Thema mit hohem Aktualitätsfaktor ausgestaltet“, sagt Professorin Dr. Katrin Hesse, die die Arbeit betreute. Der Schwierigkeitsgrad liege insbesondere aufgrund der umfänglichen Verknüpfung mit der Informationstechnik weit über dem von einer Bachelorthesis zu erwartenden Niveau. „Insgesamt überzeugt die Thesis mit Forschergeist, höchster fachlicher Qualität und bester Transferarbeit in Bezug auf alle angeschnittenen Fachgebiete.“

Alternative Ansätze zur Behandlung psychologischer Symptome bei Demenz

Können nicht-pharmakologische sensorische Interventionen wie Massagen, Aromatherapie, Aromamassage, Lichttherapie und multisensorische Therapie verhaltensbedingte und psychologische Symptome der Demenz verbessern? Das untersuchte Carolin Auerbach (33) in ihrer Bachelorarbeit im Fachgebiet Physiotherapie in enger Verknüpfung mit den Fächern Neurologie und Psychiatrie. Hintergrund: Demenzerkrankte leiden neben komplexen kognitiven Defiziten häufig an psychischen Symptomen, die sich unter anderem in Reizbarkeit, Enthemmung, Aggressivität, Schlafstörungen, Depressivität oder Halluzinationen äußern. Pharmakologische Therapien sind gut wirksam, haben aber häufig unerwünschte Wirkungen. Die Wirkung von nicht-pharmakologischen sensorischen Interventionen ist dagegen bislang nicht befriedigend erforscht und wird wenig angewendet.

Ziel der Bachelorarbeit war es daher, einen Überblick über die bisherigen Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit nicht-pharmakologischer sensorischer Interventionen zu erstellen. Dazu machte die Absolventin eine umfassende systematische Literaturrecherche in verschiedenen Datenbanken. 18 Studien wertete sie unter Berücksichtigung statistischer Signifikanz aus und verglich sie miteinander. Ergebnis: Aromatherapie, Aromamassage, Lichttherapie und multisensorische Therapie führen zu signifikanten Verbesserungen in der psychischen und Verhaltenssymptomatik. Im Kontrast dazu zeigt die Intervention Massage keinen signifikanten Effekt.

„Carolin Auerbach hat mit ihrer Arbeit einen systematischen Review vorgelegt, der für Wissenschaft und Praxis über die Physiotherapie hinaus sehr hohe Relevanz besitzt“, sagt Professor Dr. Rainer Wolf, der die Arbeit betreute. Hervorzuheben sei nicht nur die kritische und ausführliche Analyse der Studien. “Die Arbeit zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie über die Grenzen ihres Fachs blickt. Frau Auerbach beschäftigt sich mit sensorischen Interventionen bei Demenzerkrankungen als Alternative bzw. Ergänzung zu pharmakologischen Therapien in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie. Dadurch hat sie einen wichtigen Betrag zur interdisziplinären Integration geleistet.“ Da es den Studien bislang noch an einer klaren Fokussierung auf die Art und der Schweregrad der unterschiedlichen demenziellen Erkrankungen mangelt, schließt die Arbeit auch Empfehlungen für Forschung und Praxis ein.