Aus KHF wird HAW Hessen

18.01.2016

Hessische Hochschulen für Angewandte Wissenschaften beraten heute (18. Januar) die Umsetzung des neuen Promotionsrechts für forschungsstarke Fachrichtungen.

Wie können die hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften das neue Promotionsrecht für forschungsstarke Fachrichtungen umsetzen? Diese Frage steht heute im Mittelpunkt der eintägigen Tagung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Hessen (HAW Hessen) an der Hochschule Darmstadt. Es ist die erste Tagung der HAW Hessen mit neuem Namen und unter neuem Vorsitzenden.

Aus KHF wird HAW Hessen

Die HAW Hessen war bisher unter dem Namen KHF (Konferenz hessischer Fachhochschulpräsidien) bekannt. Hier sind die fünf staatlichen Hochschulen die Frankfurt University of Applied Sciences, die Hochschule Darmstadt, die Hochschule Fulda, die Hochschule RheinMain, die Technische Hochschule Mittelhessen sowie die Evangelische Hochschule Darmstadt zusammengeschlossen. „HAW Hessen“ heißt der Verbund seit Jahresbeginn, denn im Dezember war die Umbenennung der hessischen Fachhochschulen in „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“ (HAWs) durch die jüngste Novelle des Hessischen Hochschulgesetzes (HHG) in Kraft getreten. Die HAW Hessen dient dem Meinungs‐ und Erfahrungsaustausch sowie der Erarbeitung gemeinsamer Positionen ihrer Mitgliedshochschulen. Der Zusammenschluss versteht sich daher als Gesprächspartner für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft etwa bei Fragen der Hochschul- und Wissenschaftspolitik oder dem Wissens‐ und Technologietransfer.

Neuer Vorsitzender

Nach dem Antritt seines Amtes als Vorsitzender der HAW Hessen zum Jahresbeginn übernahm der Präsident der Hochschule Darmstadt, Prof. Prof. h.c. Dr. Ralph Stengler, heute erstmals die Leitung einer Tagung der Hochschulpräsidien. Hier sprach Stengler über sein Rollenverständnis in seiner Amtszeit bis Ende 2017: „Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Nach innen möchte ich in den kommenden zwei Jahren helfen, eine gemeinsame Haltung für die Herausforderungen zu finden, vor denen die hessischen HAWs stehen. Nach außen wird es mir ein Anliegen sein, die wichtige und erstarkende Rolle der HAWs für Gesellschaft und Wirtschaft in Hessen zu vermitteln. So werden wir weiterhin eine aktive Rolle dabei spielen, die hohe Studiernachfrage in Hessen zu befriedigen. Wir wollen auch bei der Integration von Flüchtlingen in die Hochschulbildung einen substanziellen Beitrag leisten. Vor allem steht für uns die Umsetzung des Promotionsrechts für forschungsstarke Fachrichtungen auf der Agenda.“

Promotionsrecht für forschungsstarke Fachrichtungen

Bundesweit einmalig bietet das novellierte Hessische Hochschulgesetz (HHG) seit Jahresbeginn die Chance, den hessischen HAWs das Promotionsrecht für forschungsstarke Fachrichtungen zu verleihen. Das Promotionsrecht ist an Bedingungen geknüpft und soll auf Antrag vorerst befristet verliehen werden. Nach erfolgreicher Evaluierung besteht Aussicht auf Entfristung. Die Präsidien der hessischen HAWs setzen sich seit mehreren Jahren für ein eigenständiges Promotionsrecht ein und begrüßen daher das novellierte HHG ausdrücklich. Bisher konnten die HAWs Promotionen nur in Kooperation mit einer Universität durchführen. Wo sie sich bewährt hat, soll die Zusammenarbeit mit Universitäten bei kooperativen Promotionen auch weiterhin fortgeführt und ausgebaut werden.

Definition der Forschungsstärke

Die hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften beraten derzeit mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) über die Voraussetzungen und Kriterien zur Verleihung des Promotionsrechts für forschungsstarke Fachrichtungen. Um als forschungsstark zu gelten, werden je Fachrichtung eine noch zu vereinbarende Zahl von Professorinnen und Professoren zusammenarbeiten müssen. Jeder dieser Forschenden wird unter anderem eine definierte Anzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen und eine bestimmte Höhe von jährlichen Drittmitteleinwerbungen vorweisen müssen. Position der HAW Hessen ist es bei diesen Beratungen, die Messung der Forschungsstärke an den Leistungskriterien zu orientieren, die der Wissenschaftsrat für die Vergabe des Promotionsrechts empfiehlt. Dazu gehören beispielsweise Patente, Tätigkeiten als Sachverständige oder Fachgutachter, Forschungspreise, Vorträge auf wissenschaftlichen Tagungen oder wissenschaftliche Ehrungen und Anerkennungen.

Qualitätsgesicherte Promotion

Bei der Qualität der Promotionen darf es nach Ansicht der HAW Hessen keinerlei Abstriche gegenüber Universitäten geben. Entsprechende Qualitätssicherungsmaßnahmen, wie z.B. die Trennung von Betreuung und Begutachtung der Promotionen, sollen dies sicherstellen. Dabei orientieren sich die Vorgaben an den Empfehlungen des Wissenschaftsrates und an europäischen Standards. Für die Umsetzung des Promotionsrechts ist HAW Hessen‐Vorsitzender Stengler optimistisch: „Wir sind sicher, dass im Laufe des Jahres den ersten forschungsstarken Fachrichtungen hessischer HAWs das Promotionsrecht verliehen werden kann.“

Gründung von Promotionszentren

Zur Durchführung von Promotionsverfahren werden an den hessischen HAWs neue Promotionszentren gegründet; diese können auch hochschulübergreifend eingerichtet werden. Am weitesten fortgeschritten sind Gespräche über ein gemeinsames Promotionszentrum in der Sozialen Arbeit.

Ausbau der Forschungsinfrastruktur

Promovendinnen und Promovenden werden zudem vom geplanten weiteren Ausbau der Forschungsinfrastruktur der hessischen HAWs profitieren. Die finanzielle Basis dafür wurde im vergangenen Jahr durch den Hochschulpakt mit dem HMWK gelegt: 2016 bis 2020 sind erstmals drei bis fünf Millionen Euro jährlich für den Aufbau von Forschungsstrukturen an den HAWs vorgesehen.

Die HAW Hessen ist ein Zusammenschluss der fünf staatlichen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) – hierzu gehören die Hochschule Darmstadt, die Frankfurt University of Applied Sciences, die Hochschule Fulda, die Technische Hochschule Mittelhessen und die Hochschule RheinMain – sowie der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Rund 30 Prozent aller hessischen Studierenden sind hier in über 300 Bachelor‐ und Masterstudiengängen eingeschrieben.