Der Fachbereich Pflege und Gesundheit feierte 25-jähriges Jubiläum

27.06.2019
Staatssekretärin Anne Janz aus dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration richtete ein Grußwort an die Gäste. (Foto: Nicole Dietzel)
Hielt den Festvortrag: Dr. Rüdiger Krech, Director Universal Health Coverage and Health Systems, World Health Organization (WHO) (Foto: Nicole Dietzel)
Viele Ehemalige sowie Vertreterinnen und Vertreter von Partnereinrichtungen waren gekommen, um gemeinsam mit dem Fachbereich Pflege und Gesundheit zu feiern. (Foto: Nicole Dietzel)

Mehr als 200 Gäste bei Festveranstaltung / Festredner Dr. Rüdiger Krech gab aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Einblick in die Zukunftsthemen der Gesundheit

Mit einem feierlichen Festakt hat der Fachbereich Pflege und Gesundheit der Hochschule Fulda sein 25-jähriges Jubiläum begangen. Mehr als 200 Gäste aus Politik und Gesundheitswesen, darunter zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von kooperierenden regionalen Praxiseinrichtungen, und viele Ehemalige waren am Dienstag dieser Woche (25. Juni) der Einladung auf den Fuldaer Hochschulcampus gefolgt. Auch Gründungsdekan Prof. Dr. Heinrich Bollinger war unter den Gästen. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von dem Velita Acoustic Trio.

Thematisch ging es keineswegs nur um einen Blick in die Historie. Vielmehr standen die gegenwärtigen Entwicklungen und Diskussionen rund um die Akademisierung der Gesundheitsberufe im Fokus. Ein Thema, das – so zeigte sich – auch schon vor einem Vierteljahrhundert aktuell war. Denn die Gründung des Fachbereichs erfolgt 1994 mit dem Ziel der Akademisierung der Gesundheitsberufe. 37 Studierende zählte der damals einzige Studiengang Pflege, der mit dem Diplom abschloss. Nach der Bologna-Reform startete 2004 der Masterstudiengang Public Health. Bis heute hat der Fachbereich Pflege und Gesundheit ein umfassendes Studien- und Forschungsprofil entlang aller Säulen und Handlungsfelder des Gesundheitswesens aufgebaut mit derzeit 14 laufenden Studiengängen. 2012 richtete er den dualen Bachelorstudiengang Hebammenkunde ein. Als erster Gesundheitsberuf wird die Hebammenkunde im kommenden Jahr vollständig akademisiert werden. 2016 erhielt die forschungsstarke Fachrichtung Public Health dann das eigenständige Promotionsrecht. Mit mehr als 90 Mitarbeitenden und zahlreichen Forschungsprojekten ist der Fachbereich Pflege und Gesundheit heute eine tragende Säule der Hochschule.

Lob für hohe Innovationskraft des Fachbereichs

Staatssekretärin Anne Janz aus dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und Ministerialrat Reinhard Schinke aus dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst überbrachten die Grüße von Sozialminister Kai Klose und Wissenschaftsministerin Angela Dorn. Beide würdigten die Innovationskraft des Fachbereichs, der eine rasante Entwicklung seit der Bologna Reform durchlaufen habe und ein wichtiger Partner sei. „Wir profitieren von ihren Erfahrungen mit dem Modellstudiengang Hebammenkunde“, unterstrich Janz mit Blick auf die vollständige Akademisierung der Hebammen. Hochschulpräsident Prof. Dr. Karim Khakzar verlieh dem Wunsch Ausdruck, dass der Fachbereich „auch weiterhin so mutig nach vorne schreitet."

Fachbereichsdekanin Prof. Dr. Dea Niebuhr verwies auf die historische Chance, die sich mit dem neuen Pflegeberufegesetz, dem Gesetzesentwurf für die Hebammenausbildung sowie der in Kürze startenden Reform der Berufsgesetze in den Therapiewissenschaften für die wissenschaftliche Anerkennung und die weitere Akademisierung der Gesundheitsberufe eröffne. Es werde dringend mehr interprofessionelle Zusammenarbeit benötigt und die Fähigkeit, auf Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnisse das professionelle Handeln zu reflektieren.

Gesundheit ist eine politische Entscheidung

Höhepunkt der Veranstaltung war der Festvortrag von Dr. Rüdiger Krech von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Gesundheit ist global, und sie ist eine politische Entscheidung“, lautete seine Kernbotschaft. Da wir immer schneller von einem Ort zum anderen reisten, könnten sich auch Krankheiten immer rascher ausbreiten. Die Qualität des Gesundheitssystems eines Landes sei damit weit über die Landesgrenzen hinaus von Bedeutung. Aber auch die chronischen Erkrankungen würden in den kommenden Jahren zu einem großen Problem werden. Noch gingen viele davon aus, dass sie ein rein gesundheitliches Problem seien. Doch ohne Entscheidungen auf höchster politischer Ebene sei keine Lösung möglich.

Aus politischer Perspektive warf Krech auch einen Blick auf die technologischen Innovationen. „Einige haben großes Potenzial, andere können tatsächlich Schaden anrichten“, führte er aus und befand: „Der Welt fehlt ein Kompass, welche Innovationen gut für sie sind und welche nicht. Wir dürfen es nicht den Unternehmen überlassen, darüber zu entscheiden, wie unsere Gesellschaft künftig aussehen wird.“

Mit Blick auf die künftige Entwicklung der Gesundheitsberufe forderte er: „Wir brauchen erheblich mehr Gesundheitspersonal, das auf lokaler Ebene in der Lage ist, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Wenn wir dieses Niveau nicht erreichen, riskieren wir die Sicherheit unserer Welt.“ Gefragt seien daher Gesundheitswissenschaftler, die den immensen gesellschaftlichen Wandel begleiten, die Regierungen beraten und die Juristen verstehen.

Forschungsrelevante Weiterentwicklung der Geburtshilfe und Pflege

Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein, Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaft an der Hochschule Osnabrück und Mitglied im Wissenschaftsrat, nahm im Anschluss die Akademisierung der Hebammen in den Blick. Sie plädierte für eine stärkere Verknüpfung in Richtung Praxis. In der Hebammenausbildung seien die Lehrenden derzeit nicht in der Praxis tätig. „Wir brauchen Forschungsambulanzen“, forderte sie, „damit wir eine eigenständige wissenschaftliche Praxisentwicklung befördern können.“ Die forschungsrelevante Weiterentwicklung der Disziplinen Geburtshilfe, aber auch der Pflege, mit eigenständigen Kompetenzbereichen, die auch Diagnostik und Verordnung von Medikamenten umfassen könnten, müsse die Zukunft sein, erläuterte sie entlang der im Ausland etablierten spezialisierten Berufsgruppen der klinischen Pflegeexpertinnen.

Die Veranstaltung schloss mit einer von dem hessischen Rundfunkredakteur Hermann Diel moderierten Talkrunde zur Zukunft der Gesundheitsberufe. Hier bekräftigten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis die zuvor entwickelten Positionen. Danach gab es ausreichend Möglichkeit zum Netzwerken und Feiern.