Psychische Beeinträchtigungen als Barriere erkennen

03.06.2019

Unter dem Motto „Gemeinsam barrierefrei“ beteiligte sich die Hochschule Fulda am 7. Deutschen Diversity-Tag.

Sie sind auf den ersten Blick nicht sichtbar, doch sie betreffen nicht wenige Studierende: Rund 50 Prozent der Beeinträchtigungen, die sich negativ auf ein Studium auswirken, sind laut einer Studie des Deutschen Studentenwerks psychischer Art. Am häufigsten kommen demnach Angststörungen und Depressionen vor.

Prävention an der Hochschule Fulda

Um für die psychische Verschiedenheit der Studierenden zu sensibilisieren und sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen, hat die Hochschule Fulda den Schwerpunkt im Rahmen des 7. Deutschen Diversity-Tags auf psychische Beeinträchtigungen gelegt. Unter dem Motto „Gemeinsam barrierefrei“ machte sie zugleich auf das Unterstützungsangebot für Betroffene aufmerksam.

„Prävention mit Blick auf die psychische Gesundheit ist für uns ein sehr wichtiges Thema, da sich psychische Beeinträchtigungen mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ auf das Studium auswirken“, betonte Prof. Dr. Kathrin Becker-Schwarze, Vizepräsidentin für Lehre und Studium an der Hochschule Fulda. „Das gilt es umso stärker zu berücksichtigen, als die Studierendenschaft zunehmend heterogener wird. Immer mehr Menschen haben heute die Chance, ein Studium aufzunehmen. Die unterschiedlichen Bildungsbiografien bedeuten auch, dass die Ausgangsvoraussetzungen sehr verschieden sind. Das kann unter Umständen zu hohen Belastungen führen“, gab sie zu bedenken. Werde ein Studium abgebrochen, könne dies einschneidende Auswirkungen für den weiteren Lebensweg haben.

Film und Diskussion

Mit einem Film bot die Hochschule Fulda einen niedrigschwelligen Einstieg in die Diskussion über die aktuelle Situation. Als Expert*innen waren dabei: Prof. Dr. Henning Daßler (Professor am Fachbereich Sozialwesen), Dr. Robert Richter (Psychosoziale Beratung für Studierende), Corinna Steinebronn (Beauftragte für Studierende mit Behinderung / chronischer Erkrankung) und Moritz Grandis (Selbsthilfegruppe für Studierende). Sie lieferten Beispiele häufiger Probleme, stellten die Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote vor und informierten über die Möglichkeiten, eigene oder bei anderen vermutete Beeinträchtigungen anzusprechen, wie auch über den Umgang mit Stigmatisierungen. Thematisiert wurde zudem der Leitfaden für barrierefreie Lehre, der im Rahmen des Diversity-Audits erstellt wurde und allen Lehrpersonen zur Verfügung gestellt werden soll. Moderiert wurde die Diskussion von Susan Gamper, Leiterin der Zentralen Studienberatung.

Am Tag zuvor hatten Studierende bereits die Möglichkeit via Instagram Fragen zu stellen und sich zum Thema Barrierefreiheit an der Hochschule Fulda auszutauschen. Die Antworten wurden dann im Laufe des Diversity-Tags über diesen Kanal auf dem Profil der Hochschule veröffentlicht.

Für eine vorurteilsfreie Arbeitswelt

Der Deutsche Diversity-Tag wurde von der Charta der Vielfalt ins Leben gerufen, einer Unternehmensinitiative, die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in der Arbeitswelt in Deutschland voranbringen will. Organisationen sollen ein Arbeitsumfeld schaffen, das frei von Vorurteilen ist und in dem alle Mitarbeitenden Wertschätzung erfahren, so das Ziel.

Jährlich motiviert die Charta der Vielfalt daher, sich durch Aktionen, Vorträge, Infoveranstaltungen für Vielfalt in der eigenen Organisation einzusetzen. Neben 3.000 Unternehmen und Institutionen mit insgesamt mehr als 10,4 Beschäftigten – darunter auch zahlreiche Bundesländer, Städte, Ministerien und Hochschulen – hat auch die Hochschule Fulda die Charta unterzeichnet.

Organisiert wurde der diesjährige Diversity-Tag an der Hochschule Fulda von der Projektkoordinatorin für Diversität, dem Diversity-Referat des Asta und der Beauftragten für Studierende mit Behinderung/ chronischer Erkrankung.


Unterstützungsangebote der Hochschule Fulda


Psychosozialen Beratung (PSB)

Die Hochschule Fulda bietet mit der PSB ein Angebot für Studierende mit Schwierigkeiten im Studium und mit persönlichen Krisen direkt am Campus.

In schwierigen Situationen hilft oft ein Gespräch mit einer außenstehenden Person, um Gedanken und Gefühle zu ordnen und mehr Klarheit zu gewinnen. Die PSB unterstützt Studierende dabei, ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken zu entdecken, diese zu mobilisieren und Bewältigungsstrategien zu entwickeln – bei Bedarf auch mit weiteren Beratungsstellen inner- und außerhalb der Hochschule.

Sie bietet unabhängig, anonym und kostenlos Beratung und Hilfe

  • in akuten Krisen
  • bei Schwierigkeiten im Studium
  • bei Arbeitsstörungen (z.B. Prüfungsangst, chronisches Aufschieben)
  • bei seelischen | psychischen Problemen
  • bei Beziehungskonflikten
  • bei schwierigen Lebensereignissen
  • bei psychosomatischen Störungen
  • bei der Ablösung vom Elternhaus
  • bei der Vermittlung weiterer (therapeutischer) Hilfen

Die PSB gibt es in dieser Form an der Hochschule Fulda seit Herbst 2017. Bisher wurden mit rund 300 Personen etwa 600 Beratungen überwiegend als Einzelberatungen durchgeführt.

Kontakt:

Psychosoziale Beratung:

Dr. Robert Richter, E-Mail: robert.richter@verw.hs-fulda.de, Tel.: 0661 9640-1436.

Betroffene können sich auch an die Beauftragte für Studierende mit Behinderung/ chronischer Erkrankung wenden:

Corinna Steinebronn, E-Mail: corinna.steinebronn@verw.hs-fulda.de, Tel.: 0661 9640-1435.