Thema:
Demokratie ist im Gefängnis kaum erlebbar: Der Haftalltag ist streng reglementiert und fremdbestimmt. Inhaftierte haben wenig Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen und stammen häufig aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Möglichkeiten für Gefangene, sich politisch zu bilden, sind selten. Zugleich sind Gefängnisse kein unpolitischer Raum. Bisweilen ist von »Rekrutierungsanstalten« für Rechtsextreme und Islamisten die Rede, worauf der Ruf nach politischer Bildung folgt. Demokratie-Lernen an einem demokratiefernen Ort – wie ist das möglich?
Das Anne Frank Zentrum zeigt bundesweit Wanderausstellungen in Justizvollzugsanstalten und motiviert Inhaftierte dazu, sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu engagieren. Gemeinsam mit der Hochschule Merseburg und der Bundeszentrale für politische Bildung hat das Anne Frank Zentrum die Pilotstudie »Politische Bildung im Strafvollzug – Angebote, Bedarfe und Leerstellen« auf den Weg gebracht. Aktuell forscht das Projektteam mit Unterstützung des Bundesministeriums der Justiz zum Umgang mit Antisemitismus im Strafvollzug und bildet und vernetzt Fachkräfte aus Wissenschaft, Bildung und Justiz.
Referent:
Roman Guski hat Politikwissenschaften, Soziologie und Neuere Geschichte Europas an der Universität Rostock studiert. Seit 2017 arbeitet er im Anne Frank Zentrum in Berlin und leitet die Bildungsprojekte im Strafvollzug. Zuvor war er für verschiedene Stiftungen, Gedenkstätten und Museen im Feld der historischen und politischen Bildung tätig.