Kinder und Jugendliche psychisch kranker Eltern

Über psychische Störungen wird meistens nicht so viel geredet wie über andere Krankheiten. Die wenigsten kennen sich mit dem Thema aus. Dabei erkranken viel mehr Menschen an einer psychischen Störungen, als es den meisten bewusst ist. Auch viele Elternteile sind davon betroffen. Wie ernst sich die Krankheit dabei auf das Leben der Kinder auswirken kann wissen viele nicht.

Durch unsere Website wollen wir Euch das Krankheitsbild von psychischen Störungen ein bisschen näher bringen. Wir wollen uns dabei besonders auf die Kinder der erkrankten Eltern beziehen. Viele Auswirkungen einer psychischen Störung können das Leben und die Entwicklung der Kinder negativ beeinflussen. Falls Du selber betroffen bist, findest Du weiter unten Unterstützungsangebote, wo du Dir Hilfe holen kannst. Außerdem arbeiten wir gerade an einem Forschungsprojekt, wobei Du uns gerne unterstützen kannst!

Unser Forschungsprojekt

Durch unser Forschungsprojekt wollen wir mehr über das Wohlbefinden und das Belastungserleben der Kinder und Jugendlichen erfahren, die mit einem psychisch kranken Elternteil zusammenleben. Wir erhoffen uns anhand der Erfahrungen viel über die Bedürfnisse und Umstände der betroffenen zu lernen. Durch die vielen verschiedenen Erfahrungen besteht die Möglichkeit voneinander zu lernen und langfristig etwas zu verbessern.

So kannst Du mitmachen!

Wenn Du Dich angesprochen fühlst und denkst oder sogar weißt, dass eines Deiner Elternteile an einer psychischen Störung erkrankt ist, kannst du uns bei unserem Forschungsprojekt unterstützen.
Das ist auch ganz einfach! Du musst nur den Fragebogen ausfüllen und uns von Deinen Erfahrungen berichten. Dabei ist es egal, ob deine Eltern in Behandlung sind oder nicht. Jede Erfahrung ist richtig und wichtig.
Der Fragebogen wird selbstverständlich anonym ausgefüllt und es gibt auch keine falschen Antworten.

https://www.soscisurvey.de/test275664/

 

Vielen lieben Dank für deine Unterstützung!

Im Gegensatz zu körperlichen Krankheiten erkrankt bei einer psychischen Störung nicht unser Immunsystem, sondern wir sprechen von einer Veränderung der Psyche. Die Psyche umfasst unsere persönlichen Merkmale und Eigenschaften, sie beeinflusst vor allem unsere Gefühle, unser Denken und unser Empfinden.
Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden verhalten sich meistens anders, als wir es gewohnt sind. Oftmals fallen negative Veränderungen in der Persönlichkeit auf. Die bestimmten Veränderungen, Auffälligkeiten und Merkmale an den Personen werden als Symptome bezeichnet. Anhand von Symptomen können Ärzt*innen und Psycholog*innen eine psychische Störung feststellen und zuordnen. Dafür muss eine bestimmte Anzahl der Symptome über einen bestimmten Zeitraum auftreten. Die Symptome und der Zeitraum variieren von Störung zu Störung.

Bitte beachtet, dass nicht jede Auffälligkeit, die Euch hier bekannt vorkommt, für eine psychische Störung sprechen muss. Bestimmte Symptome und Gefühle wie Wut, Trauer und Angst sind Emotionen, die jeder von uns und die Menschen in unserem Umfeld ab und an zeigen. Meistens gibt es dafür einen nachvollziehbaren Auslöser in der Situation und es besteht kein Grund sich Sorgen zu machen. Wenn Ihr euch trotzdem Sorgen macht oder bedenken habt, dann kontaktiert gerne eine der Beratungsstellen, die wir Euch unter „Unterstützungs- und Hilfsangebote“ aufgelistet haben. Dort findet Ihr Ansprechpartner*innen an die Ihr Euch wenden könnt und die Euch weiterhelfen können.

Eine psychische Störung ist keine Seltenheit. Schätzungsweise erkranken jedes Jahr in Deutschland 27,8% der Erwachsenen an einer psychischen Störung. Umgerechnet sind das circa 17,8 Millionen Erwachsene. In Deutschland leben insgesamt 83 Millionen Menschen. Darunter fallen natürlich auch viele Elternteile. Ungefähr 25% der Kinder und Jugendlichen leben in Deutschland mit einem psychisch kranken Elternteil zusammen. Das bedeutet jedes vierte Kind ist davon betroffen.

Es gibt verschiedene psychische Störungen, an denen der Mensch erkranken kann. Es kommt auch vor, dass neben einer psychischen Störung eine weitere Störung oder Erkrankung auftritt. Das nennt man Komorbidität, eine Begleiterkrankung.

Eine psychische Störung kann viele verschiedene, teilweise gegensätzliche Symptome zeigen. Wir haben Euch eine Vielzahl davon aufgelistet, um Euch einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen Krankheitsbilder zu zeigen. Es müssen nicht alle der Symptome erfüllt sein, teilweise ist die Stärke und die Dauer der Symptome ausschlaggebend. Psychische Störungen können sehr unterschiedlich bei den einzelnen Patienten auftreten und ablaufen.

Psychische Störungen wirken sich leider oftmals sehr negativ auf die Familie, die Freunde und das weitere Umfeld der Erkrankten aus. Vor allem für die Kinder kann die psychische Erkrankung der Eltern als sehr belastend wahrgenommen werden. Dabei hat es viel damit zu tun, wie in der Familie mit der psychischen Störung umgegangen wird.
In vielen Familien wird über die psychische Störung des Elternteils nicht gesprochen. Den Kindern fehlt somit eine Erklärung für das auffällige Verhalten ihrer Eltern und eine Bezugsperson mit der sie darüber reden können. Normalerweise sind die Eltern die Bezugspersonen für ihre Kinder, aber fallen in einer solchen Situation weg. Viele Kinder bekommen das Gefühl auch außerhalb der Familie nicht über die Probleme zu Hause reden zu können. Das wird als Tabuisierung bezeichnet und führt dazu, dass sich die Kinder immer mehr zurück ziehen und sich von den anderen isolieren. Ohne eine Bezugsperson hat man das Gefühl alleine zu sein. Dabei ist es für die betroffenen Kinder wichtig jemanden zum Reden zu haben. Jemandem dem sie sich anvertrauen können, der ihnen hilft ihre Erfahrungen zu verarbeiten und mit der Situation umzugehen.


Bei den Kindern psychisch kranker Eltern entwickeln sich eine Reihe von vielen verschiedenen Gefühlen.

  • Die Situation zu Hause und das Verhalten der Eltern kann von den Kindern nicht eingeordnet und verstanden werden, was Angst auslöst.
  • Viele Eltern vernachlässigen auf Grund ihrer Erkrankung ihre Kinder. Sie können ihre Aufgaben als Eltern nicht erfüllen, was die Kinder wütend und enttäuscht macht.
  • Die Kinder können sich für die psychische Störung ihrer Eltern schämen. Wird über die psychische Störung nicht gesprochen, kann sich ein falsches Verständnis für das Thema entwickeln. Dabei ist eine psychische Störung nichts wofür man sich schämen muss!
  • Viele Kinder sehen sich selbst als Auslöser für das Verhalten ihrer Eltern und die Probleme zu Hause. Das führt zu schlimmen Schuldgefühlen bei den Kindern.


Bitte merkt Euch: Eine psychische Störung ist eine Krankheit, die für viele der Probleme und Verhaltensweisen bei den betroffenen Personen ein Auslöser sein kann. Wenn es Euren Eltern nicht gut geht habt Ihr damit nichts zu tun. Lasst Euch von niemanden und auch nicht von Euch selbst einreden, dass das Eure Schuld ist. Ihr seid dafür nicht verantwortlich!

Hast du Probleme mit deinen Eltern zu Hause und du leidest darunter? Denkst du, dass es deinen Eltern psychisch nicht gut geht oder weißt du vielleicht sogar, dass deine Eltern an einer psychischen Störung leiden?

Wenn Du mit der Situation zu Hause überfordert bist, Beratung und Unterstützung suchst oder einfach jemanden zum reden brauchst, dann melde Dich auf einer der aufgelisteten Websites. Dort findest Du Telefonnummern, Emailadressen und Anlaufstellen zu Menschen, die Dir und Deiner Familie helfen können.
Scheu Dich nicht, wenn du das Gefühl hast Hilfe zu benötigen! Niemand muss und sollte eine solche Situation alleine durchstehen. Es ist wichtig sich jemandem anzuvertrauen und mit jemandem reden zu können. Du bist auch wichtig & Du bist nicht alleine!

Online Unterstützungs- und Hilfsangebote findest Du hier:

https://jugend.bke-beratung.de/views/home/index.html

Ansprechpartner*innen in Hessen:

https://documentcloud.adobe.com/link/review?uri=urn:aaid:scds:US:75777cbc-db64-4519-b6e9-f0a930d28b83

 

Hier findet Ihr den Fragebogen zu unserer Umfrage bei der Ihr uns unterstützen könnt:

https://www.soscisurvey.de/test275664/

Psychische Störung

  Symptome

 

 

Depression                          

 

• Schlafstörungen     

• wenig Energie

• Selbstzweifel

• Hoffnungslosigkeit

• Suizidgedanken

• Konzentrationsschwierigkeiten

• Denkschwierigkeiten

• Entscheidungsschwierigkeiten

• Niedergeschlagenheit

 

 

angststörungen

 

• Angst oder Ekel vor Gegenständen, Lebewesen oder  Situationen, von denen keine Gefahr ausgeht

        werden (so gut es geht) vermieden

• Herzrasen

• Herzklopfen

• schweres Atmen

• Panikattacken

 

 

zwangsstörungen

 

• Zwangsgedanken

Gedanken, Impulse oder Vorstellungen, die sich immer wieder unerwünscht aufdrängen und anhalten

• Zwangshandlungen

Handlungen zu denen sich die Betroffenen gezwungen fühle

gefürchtete Folgen können verhindert werden

ständiges Wiederholen der Handlungen

 

 

Schizophrenie

 

• Wahnvorstellung

• Halluzinationen

• Antriebslosigkeit

• unlogische Gedanken

• Konzentrationsprobleme

• fehlerhafte Wahrnehmung

• Rückzug aus der Gesellschaft

 

 

Abhängigkeits-störungen

 

• hoher, ständiger Konsum von Alkohol und/oder Drogen

• starkes Verlangen nach Alkohol und/oder Drogen

• steigender Konsum, um eine Wirkung zu erreichen

• körperliche Symptome bei Nicht-Konsum

z.B. zittern, schwitzen

• Verpflichtungen werden vernachlässigt

• Alltagsfunktionen sind eingeschränkt

• Beziehungsprobleme

• Anhaltender Konsum trotz körperlicher Probleme

z.B. Leberschaden

• Kontrollverlust

• Aktivitäten, Hobbys werden aufgegeben

 

 

persönlichkeits-      störungen

 

• Angst verlassen zu werden

• Wechselnde Beziehungen zu anderen Menschen

Schwierigkeiten stabile Beziehungen aufzubauen

• Wechsel zwischen negativem und positivem Selbstbild

• Selbstgefährdendes Verhalten

z.B. Alkohol- und Drogenkonsum, schlechter Umgang mit Geld, riskantes Autofahren

• Selbstverletzungen

• Suizidandrohungen

• Wutanfälle

• Stimmungsschwankungen

 

Kring, A. M.; Johnson, S. L.; Hautzinger, M. (2019). Klinische Psychologie (9. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz Verlag

Lenz, A. (2008). Interventionen bei Kindern psychisch kranker Eltern - Grundlagen, Diagnostik und therapeutische Maßnahmen. Göttingen: Hogrefe Verlag.

Lenz, A., & Wiegand-Grefe, S. (2017). Kinder psychisch kranker Eltern. Göttingen: Hogrefe Verlag.

Plass , A., & Wiegand-Grefe, S. (2012). Kinder psychisch kranker Eltern. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.

https://www.uni-marburg.de/de/fb04/team-christiansen/lehre/living-library-1/fact-sheets/fact-sheet-psychisch-erkrankte-eltern.pdf (01.06.2021; 11:00)

https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/154e18a8cebe41667ae22665162be21ad726e8b8/Factsheet_Psychiatrie.pdf (01.06.2021; 11:00)