Bildungsräume

Eine explorative Studie zur Verteilung von Bildungschancen und zum Bildungserfolg in der Stadt (an den Beispielen Kassel und Hamburg)

Projektleitung: Prof. Dr. Heike Herrmann
Gefördert durch: Hochschule Fulda
Laufzeit: 2009-2010
Kooperationspartner: Dr. Christine Posner
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg
 
Projektbeschreibung:

Spätestens seit der Berliner Rede des Bundespräsidenten Horst Köhler am 21. September 2006 mit dem Titel „Bildung für alle!“, wurde deutlich, dass ein wirtschaftlich prosperierendes Land wie die Bundesrepublik Deutschland den Bildungsbereich vernachlässigt hat. Insbesondere anhand der Ergebnisse der PISA-Studien wird immer wieder aufgezeigt, dass Deutschland das Thema „Bildung“ neu entdecken muss, will es die Erfolge der Vergangenheit fortführen. Das heißt, dass es nicht nur um die Entwicklung individueller Chancen geht. Auch unter gesamtgesellschaftlichen Aspekten spielen Themen wie „Bildungsgerechtigkeit“ bzw. die Bildungsbeteiligung aller Schichten eine zentrale Rolle: Der Erwerb von Bildung, Wissen und Information ist die gesellschaftliche Frage des 21. Jahrhunderts.

Rückläufige Geburtenzahlen der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass immer weniger junge Menschen die Wirtschaftskraft von morgen mit entwickeln und tragen müssen. Gleichzeitig wächst insbesondere in den Großstädten der Anteil der Kinder aus bildungsfernen, sozial benachteiligten Familien und/oder aus Familien mit Migrationshintergrund. Auf ihr Potential kann im Hinblick auf die Zukunft der Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft nicht verzichtet werden. Dem deutschen Bildungs- und insbesondere Schulsystem ist es bisher zu wenig gelungen, ihre erwiesenermaßen schlechten Bildungschancen zu verbessern. Nach wie vor sind es die soziale Herkunft bzw. der soziale Status (im Rahmen von PISA gemessen am „Index of Economic, Social and Cultural Status“) und der Migrationshintergrund der Familie, die das Risiko, nur einen geringen oder gar keinen Bildungsabschluss zu erreichen, enorm steigen lassen. Insbesondere in Teilen der größeren Städte stellt sich die Bildungssituation mehr und mehr problematisch dar. Stadtweit mit gleichen Ressourcen ausgestattete Schulen treffen auf unterschiedliche Bildungsmilieus, so dass der „Bildungserfolg“ schwieriger, möglicherweise auch nur auf neuen Wegen zu erreichen ist. Eine Konzentration von Armut und sozialer Benachteiligung in bestimmten Gebieten der Städte („sozial-räumliche Segregation“) führt, so eine im Rahmen des Projektes zu überprüfende Hypothese, zur Konzentration von Bildungsarmut in bestimmten Gebieten der Stadt. Insbesondere in diesen Gebieten gilt es den Kreislauf der a) gesellschaftlichen Ausgrenzung durch Armut, b) der schlechteren Bildungschancen und damit verbundenen Zugangsprobleme zur Erwerbsarbeit c) der Verfestigung der Armut in den kommenden Generationen zu durchbrechen.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Relevanz sozialräumlicher Aspekte bei der Verteilung von Bildungschancen zu untersuchen. Im Rahmen einer Vorstudie werden zunächst Sekundärdaten analysiert sowie Experteninterviews in den Städten Hamburg (Einführung der „Stadtteilschulen“ im Jahr 2009) und Kassel (dreigliedriges Schulsystem, ergänzt durch Reformschulen usw.) durchgeführt. Im Rahmen des Projektes wird eine erste Beschreibung und Typisierung der Bildungsräume in diesen Städten erstellt. Es werden exemplarisch Schul-Konzepte analysiert, die Bildungserfolg unter Berücksichtigung spezifischer Bildungsräume fördern und erreichen können. Die zentrale, sich der Vorstudie anschließende Fragestellung des Projekts lautet: „Wie kann Bildungserfolg bei sozial benachteiligten Jugendlichen erreicht und verbessert werden?“ In einem Nachfolgeprojekt sollen Wege aufgezeigt werden, die den Kreislauf aus gesellschaftlicher Ausgrenzung, schlechteren Bildungschancen und in der Folge der Verfestigung von Armut durchbrechen können.

Publikationen:
In Vorbereitung