Familien-Stärken

Lebensqualität von Familien mit behinderten Angehörigen und Perspektiven passgenauer Unterstützung

Projektleitung: Prof. Dr. Markus Schäfers
Projektmitarbeiterin: Anna Elberg (seit 2021), Dr. Katrin Reich (bis 2020)
Kooperationspartner: Lebenshilfe Landesverband Hessen, Bundesvereinigung Lebenshilfe
Förderung: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst – Förderprogramm „Forschung für die Praxis“) (Teilstudie 1), Forschungsförderung der Hochschule Fulda/Eigenmittel (Teilstudie 2)
Laufzeit: Juli 2019 – Dezember 2022

Projektbeschreibung:

Das Projekt Familien.Stärken gewinnt Erkenntnisse über die Lebensqualität von Familien, in denen erwachsene Menschen mit Behinderung leben bzw. gelebt haben.

Etwa die Hälfte der Menschen mit Behinderung, vor allem mit geistiger Behinderung, lebt auch noch im fortgeschrittenen Alter im Familienverbund, i.d.R. bei den Eltern. Mit zunehmendem Alter der Eltern, die die Versorgung und Betreuung gewährleisten, erreichen die Familien häufig die Grenze ihrer Belastungs- und Leistungsfähigkeit. Obwohl diese Familien durchaus einen Bedarf an Unterstützung sehen, nutzen sie zur Verfügung stehende Hilfsangebote häufig nicht.

Gerade hochbelastete Familien scheinen sich in vielen Fällen kaum mit der Frage auseinanderzusetzen, wie die Betreuung des behinderten Familienangehörigen zukünftig sichergestellt werden kann. Folge davon sind krisenhafte Situationen, wenn die Eltern sich nicht mehr um ihre erwachsenen Kinder kümmern können, z.B. aufgrund eigener Krankheit, Pflegebedürftigkeit oder wenn ein Elternteil verstirbt. In diesen Fällen muss häufig sehr kurzfristig eine neue Wohn- und Versorgungsform für die betroffenen Menschen mit Behinderungen organisiert werden. Das stellt sowohl die Familien als auch die Einrichtungen der Behindertenhilfe vor große Probleme.

Die Gründe der Familien dafür, Hilfen nicht in Anspruch zu nehmen, sowie ihre Perspektiven in Bezug auf die zukünftige Lebens- und Betreuungssituation des behinderten Familienmitglieds werden in Teilstudie 1 des Forschungsprojekts Familien.Stärken untersucht.

In Teilstudie 2 wird der Übergang Familie/professionelle Betreuung genauer in den Blick genommen. Befragt werden Familien, deren Situation sich durch den Auszug des Familienmitglieds mit Behinderung in das betreute Wohnen in jüngster Vergangenheit geändert hat: Welche Gründe haben dazu geführt, dass der Auszug aus der Familie in eine betreute Wohnform stattgefunden hat? Wie wurde dieser Übergang erlebt? Welche Unterstützung war hilfreich oder wäre nützlich gewesen?

Diese Retrospektive auf den Übergang Familie/professionelle Betreuung in Teilstudie 2 ist eine gewinnbringende Ergänzung zum prospektiven, auf die Zukunftsperspektiven der Familien orientierten Blick in Teilstudie 1. Dadurch werden Vergleiche möglich zwischen Familien, die sich (noch) gegen ein Leben des behinderten Familienmitglieds außerhalb der Herkunftsfamilie entschieden haben, mit Familien, die die Phase des Zusammenwohnens beendet haben.

Auf der Basis der Erkenntnisse des Projekts können Konzepte der Familienberatung und -unterstützung weiterentwickelt werden, welche die Familien stärken, entlasten und begleiten.


Publikation:
Reich, Katrin; Schäfers, Markus (2021): Lebensqualität und Lebensperspektiven von Familien mit behinderten Angehörigen im Erwachsenenalter. Ergebnisse des Projekts „Familien.Stärken“. In: Teilhabe 60 (3), 100-106. Abrufbar: hier.

Schäfers, Markus (2018): Familien mit behinderten Angehörigen im Erwachsenenalter. Zwischen familiärem Zusammenhalt und professioneller Betreuung. In: Bundesvereinigung Lebenshilfe (Hrsg.): Familien unterstützen. Ideen und Praxisbeispiele für Haupt- und Ehrenamtliche. Marburg: Lebenshilfe, S. 53-68.