Teilhabe trotz Duldung?! Kommunale Gestaltungsräume für geduldete Jugendliche und junge Erwachsene

 

 

Projektleitung: Prof. Dr. Ilker Ataç
Mitarbeiterin: Gesa Langhoop
Projektpartner*innen: Prof. Dr. Karin Scherschel, Lehrstuhl für Flucht- und Migrationsforschung, Leitung Zentrum Flucht und Migration (ZfM), wiss. MA Marina Mayer, KU Eichstätt-Ingolstadt; Prof. Dr. Susanne Spindler, Prof. für Soziale Arbeit und Migration, wiss. MA Sara Madjlessi-Roudi, Hochschule Düsseldorf
Gefördert durch: Mercator Stiftung
Laufzeit: 07/2021 – 12/2023

Projektbeschreibung:

Das Forschungsprojekt analysiert im Rahmen von drei Teilprojekten insgesamt in sechs Kommunen (in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen) die Teilhabebedingungen junger Geduldeter mit besonderem Fokus auf die Bereiche Bildung und Beruf im Horizont unterschiedlicher Stadt- und Landespolitiken. Teilhabemöglichkeiten stehen nicht nur in einem Zusammenhang mit in- oder exklusiven gesetzlichen Regelungen, sondern mit den kommunalen Praktiken ihrer Auslegung, die von den lokalen Gegebenheiten, den Kooperationen der Akteure, und auch von bundeslandspezifischen Gegebenheiten, Erlassen und Programmen beeinflusst werden. Der Ausgangspunkt ist, dass eine Vielzahl an beteiligten lokalen Akteur*innen aus Wohlfahrtsverbänden, NGOs, Sozialer Arbeit, sozialen Bewegungen und migrantischen Selbstorganisationen Einfluss auf die lokalen Integrationsbedingungen der geduldeten Personen und somit auf die Verfestigung ihres Aufenthaltes nehmen. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden die Zusammenarbeit und Konflikte zwischen unterschiedlichen Akteuren untersucht und best practice Modelle zur ausbildungs- und arbeitsmarktlichen Integration von jungen Geduldeten ermittelt.

Erkenntnisinteresse:

Die Situation der jungen Geduldeten ist in der Bundesrepublik bislang weitgehend unbekannt, wird gesellschaftspolitisch kaum diskutiert und wissenschaftlich wenig erforscht. Von den jungen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren befinden sich aktuell über 81.000 im Duldungsstatus. Das Untersuchungsvorhaben setzt hier an: Es analysiert empirisch die Teilhabe junger Geduldeter in Ausbildung und Arbeitsmarkt sowie die Rahmenbedingungen der Verfestigung ihres Aufenthaltes in der Aufnahmegesellschaft. Teilhabe geschieht „vor Ort“. D.h. es sind die Rahmenbedingungen in den Städten und Kommunen, die dazu beitragen, ob Teilhabeprozesse gelingen können. Im Projekt interessieren sowohl die kommunalen Kooperationsbeziehungen zwischen relevanten Ausbildungs- und Arbeitsmarktakteur:innen, Unterstützungssystemen (engagierte Zivilgesellschaft, Soziale Arbeit) als auch die Konfliktfelder. Zudem wird die subjektive Perspektive der Geduldeten empirisch erfasst. Es sollen Kriterien für eine gute Praxis erhoben werden, die für Teilhabeprozesse junger geduldeter Menschen Erfolg versprechen.

Vorgehen:

Das Teilprojekt an der Hochschule Fulda untersucht zwei Kommunen in Hessen. Methodisch werden mithilfe einer Dokumentenanalyse sowie mit leitfadengestützten Expert:inneninterviews Angebotsstrukturen und Kooperationsbeziehungen, aber auch kommunale Spannungsfelder im Handlungsfeld der Geduldeten erhoben. Erfasst werden zudem wesentliche Rahmenbedingungen, die den Handlungs- und Ermessensspielraum vor Ort prägen, wie z.B. gesetzliche Regelungen, Erlasse oder Förderprogramme. Die Perspektive von Personen im Duldungsstatus wird mittels narrativer Interviews erhoben.