Teilhabe trotz Duldung?! Kommunale Gestaltungsräume für geduldete Jugendliche und junge Erwachsene

 

 

Teilhabebedingungen junger Geduldeter mit besonderem Fokus auf den Wegen in Arbeit, Ausbildung und der Verfestigung des Aufenthalts. Vergleichende Betrachtung der Situation in sechs Kommunen in den Bundesländern Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Projektbeschreibung

Das Forschungsprojekt analysiert im Rahmen von drei Teilprojekten insgesamt in sechs Kommunen (in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen) die Teilhabebedingungen junger Geduldeter mit besonderem Fokus auf die Bereiche Bildung und Beruf im Horizont unterschiedlicher Stadt- und Landespolitiken. Teilhabemöglichkeiten stehen nicht nur in einem Zusammenhang mit in- oder exklusiven gesetzlichen Regelungen, sondern mit den kommunalen Praktiken ihrer Auslegung, die von den lokalen Gegebenheiten, den Kooperationen der Akteure, und auch von bundeslandspezifischen Gegebenheiten, Erlassen und Programmen beeinflusst werden. Der Ausgangspunkt ist, dass eine Vielzahl an beteiligten lokalen Akteur*innen aus Wohlfahrtsverbänden, NGOs, Sozialer Arbeit, sozialen Bewegungen und migrantischen Selbstorganisationen Einfluss auf die lokalen Integrationsbedingungen der geduldeten Personen und somit auf die Verfestigung ihres Aufenthaltes nehmen. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden die Zusammenarbeit und Konflikte zwischen unterschiedlichen Akteuren untersucht und best practice Modelle zur ausbildungs- und arbeitsmarktlichen Integration von jungen Geduldeten ermittelt.

Erkenntnisinteresse:

Die Situation der jungen Geduldeten ist in der Bundesrepublik bislang weitgehend unbekannt, wird gesellschaftspolitisch kaum diskutiert und wissenschaftlich wenig erforscht. Von den jungen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren befinden sich aktuell über 81.000 im Duldungsstatus. Das Untersuchungsvorhaben setzt hier an: Es analysiert empirisch die Teilhabe junger Geduldeter in Ausbildung und Arbeitsmarkt sowie die Rahmenbedingungen der Verfestigung ihres Aufenthaltes in der Aufnahmegesellschaft. Teilhabe geschieht „vor Ort“. D.h. es sind die Rahmenbedingungen in den Städten und Kommunen, die dazu beitragen, ob Teilhabeprozesse gelingen können. Im Projekt interessieren sowohl die kommunalen Kooperationsbeziehungen zwischen relevanten Ausbildungs- und Arbeitsmarktakteur*innen, Unterstützungssystemen (engagierte Zivilgesellschaft, Soziale Arbeit) als auch die Konfliktfelder. Zudem wird die subjektive Perspektive der Geduldeten empirisch erfasst. Es sollen Kriterien für eine gute Praxis erhoben werden, die für Teilhabeprozesse junger geduldeter Menschen Erfolg versprechen.

Vorgehen:

Das Teilprojekt an der Hochschule Fulda untersucht zwei Kommunen in Hessen. Methodisch werden mithilfe einer Dokumentenanalyse sowie mit leitfadengestützten Expert*inneninterviews Angebotsstrukturen und Kooperationsbeziehungen, aber auch kommunale Spannungsfelder im Handlungsfeld der Geduldeten erhoben. Erfasst werden zudem wesentliche Rahmenbedingungen, die den Handlungs- und Ermessensspielraum vor Ort prägen, wie z.B. gesetzliche Regelungen, Erlasse oder Förderprogramme. Die Perspektive von Personen im Duldungsstatus wird mittels narrativer Interviews erhoben.

Förderung und Projektlaufzeit

Förderung durch die Stiftung Mercator.
Laufzeit: 07/2021 – 04/2024

Publikationen

Ataç, Ilker; Scherschel, Karin; Spindler, Susanne (2023): Perspektiven für Geduldete: Eine halbe Chance, Gastkommentar in taz, 21.02.2023

Ataç, Ilker; Scherschel, Karin; Spindler, Susanne; Langhoop, Gesa; Madjlessi-Roudi, Sara; Mayer, Marina (2023): Stellungnahme zum Chancen-Aufenthaltsrecht: Aufenthaltsverfestigung für Geduldete darf keine Lotterie sein. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Teilhabe trotz Duldung? Kommunale Gestaltungsräume für geduldete Jugendliche und junge Erwachsene“; gemeinsam mit dem Rat für Migration, 11.01.2023.

Spindler, Susanne; Langhoop, Gesa; Madjlessi-Roudi, Sara; Mayer, Marina; Ataç, Ilker; Scherschel, Karin (in Veröffentlichung): „Leider ist es sinnvoll, das Mädel macht jetzt eine Ausbildung“ – Soziale Arbeit mit jungen Menschen in Duldung unter Zugzwängen des Migrationsregimes. In: Middendorf, Tim; Parchow, Alexander (Hrsg.): Junge Menschen in prekären Lebenslagen. Theorien und Praxisfelder der Sozialen Arbeit.

Abschlussveranstaltungen und Programm

Fachtagung: Teilhabe trotz Duldung? Stadt gestalten, Zugänge öffnen, Aufenthalt sichern
18./19. Januar 2024, HS Düsseldorf

Das von der Stiftung Mercator geförderte Forschungsprojekt “Teilhabe trotz Duldung? Kommunale Gestaltungsräume für geduldete Jugendliche und junge Erwachsene” befasst sich mit den Wegen in Aufenthaltssicherung, Arbeit und Ausbildung. Dabei wurden sowohl Expert*innen aus Sozialer Arbeit, Verwaltung und Zivilgesellschaft interviewt als auch junge Menschen im Duldungsstatus. Vergleichend wurde die Situation in sechs Kommunen in den Bundesländern Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen betrachtet.
Unser Verbundteam - Susanne Spindler, Ilker Ataç, Marina Mayer, Gesa Langhoop, Karin Scherschel und Sara Madjlessi-Roudi - präsentiert Befunde und formuliert Handlungsempfehlungen. In Diskussionsforen und Workshops diskutieren wir über Wege, den Aufenthalt zu sichern.

Eingeladen sind Menschen aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr Informationen zum Tagungsprogramm im Flyer: Flyer Fachtagung Teilhabe trotz Duldung

Um Anmeldung wird gebeten: https://share.hs-duesseldorf.de/anmeldungen/soz-kult/weiterbildung/formular.aspx?VSID=308

Vorträge

Gesa Langhoop, Ilker Ataç, Sara Madjlessi-Roudi, Susanne Spindler, Marina Mayer, Karin Scherschel
Jugendliche und junge Erwachsene in Duldung. Die Bedeutung Sozialer Arbeit und kommunaler Kontexte im Kampf um Teilhabe, 23. Internationale Migrationskonferenz, TH Köln, 15. Juni 2023.

Ilker Ataç; Gesa Langhoop; Sara Madjlessi-Roudi
Participation Despite Tolerated Stay? Networks to enable participation in the local contexts? Vortrag bei 20th IMISCOE Annual Conference, Warschau, 4. Juli 2023.

Ilker Ataç; Gesa, Langhoop
Vortrag „Chancen-Aufenthaltsrecht - Wissenschaftliche Einordnung und kommunale Umsetzung“. Beitrag zum Fachaustausch mit WIR-Koordinationen im Rahmen des Vernetzungstreffens der hessischen WIR-Viefaltszentren, 14. Februar 2023

Unser Team

Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Ilker Ataç

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Gesa Langhoop

Projektpartner*innen

Prof.in Dr.in Karin Scherschel & Marina Mayer, KU Eichstätt-Ingolstadt

Prof.in Dr.in Susanne Spindler & Dr.in Sara Madjlessi-Roudi, Hochschule Düsseldorf