Gender und Sprache
Mit einer gleichwertigen, differenzierten und stereotypfreien Geschlechterdarstellung können Sie helfen, strukturellen Benachteiligungen und deren Reproduktion im Alltag entgegenzuwirken, und Ihre Mitmenschen gleichzeitig für diese sensibilisieren.
Entsprechend § 8a der Verwaltungsgeschäftsordnung werden folgende Schreibweisen an der Hochschule Fulda bevorzugt:
Sprachliches Neutralisieren
Dort wo alle Geschlechter gemeint sind, bewusst keine geschlechtliche Zuschreibung geschehen soll oder keine bestimmte Geschlechtergruppe angesprochen wird, kann das Geschlecht sprachlich neutralisiert werden.
Entscheiden Sie entsprechend des Kontextes, ob eine sprachliche Neutralisierung die beste Option ist. Je nach Inhalt und Intention kann auch eine sprachliche Sichtbarmachung sinvoller sein. Dies gilt insbesondere für Zusammenhänge, in denen eine geschlechtliche Zuschreibung gewünscht ist (z.B. wenn Sie die Leitungsfunktion oder den Studienerfolg einer oder mehrerer Frauen herausstellen wollen).
Zur sprachlichen Neutralisierung des Geschlechtes haben Sie verschiedene Möglichkeiten:
Geschlechtsneutrale Substantive
geschlechtsneutrale Substantive und Abstraktionen mit den Endungen "-ung", „-person“, „-kraft“, „-leute“, „-berechtigte“, „-hilfe“!
Substantivierende Adjektive
Substantivierte Partizip-Präsenz-Formen im Plural
Geschlechtsneutrale Pluralformen
Geschlechtsneutrale Pluralformen
Die Verwendung von Pluralformen hat den Vorteil, dass komplizierte Formulierungen und Schrägstrichvariationen bezüglich Artikel und Pronomen entfallen.
Benennung der Funktion
Tipp: Nutzen Sie als Bezugspunkt die Tätigkeit einer Person beziehungsweise ihre Gruppenzugehörigkeit oder Funktion.
Sprachliche Sichtbarmachung
In diesem Leitfaden werden Geschlechtsidentitäten, die weder "Mann" noch "Frau" entsprechen, mit dem Begriff "nicht-binär" (eng. non-binary) zusammengefasst. Leider kann auch diese Umschreibung zu einer erneuten Kategorisierung beitragen, die es aufzubrechen gilt, oder die Sichtbarkeit der Vielzahl von Identitäten und Geschlechtern vermindern, die eigentlich hergestellt werden soll. Daher sei zunächst betont, dass Geschlechtsidentitäten so vielfältig und zahlreich sein können, wie alle menschlichen Identitäten. Sie können sich auf jedem Punkt des Spektrums zwischen maskulin und feminin verorten, können sich fließend auf ihm bewegen (eng. gender fluidity), sich überhaupt nicht auf dem Spektrum verorten lassen, oder auch gar nicht vorhanden sein (engl. agender).
Die folgenden Schreibweisen ermöglichen die Sichtbarmachung und Einbeziehung von diesen Geschlechtsidentitäten jenseits der Binariät von Frauen und Männern.
Stern (Asterisk)
Der Gender-Stern ist eine Variante des symbolischen Aufbrechens der Geschlechterdualität. Statt einer Leerstelle steht der Stern für eine "Wildcard" für alle Identitäten neben "Frau" und "Mann".
Zur Verbesserung der Lesbarkeit und Verständlichkeit der Texte sollte bei sichtbarmachenden Formulierungen die Schreibweise mit Gender Stern* (vereinfachte Schreibweise, z.B. eine Mitarbeiter*in) gewählt werden.
Lesen Sie dazu bitte auch die Anlage zu § 8a am Ende der VerwGO.
Bei der vereinfachten Schreibweise wird der * nur im Nomen (Hauptwort) verwendet, und zwar zwischen dem Wortstamm, i. d. R. identisch mit der maskulinen Wortform,und der femininen Endung.
Artikel, Pronomen, Adjektive etc. beziehen sich auf „die Person“ und werden daher i.d.R. nur in der weiblichen Form genutzt.
z.B. die Mitarbeiter*in - umfasst jede mitarbeitende Person, gleich welchen Geschlechts,
eine ausgebildete Akademiker*in – umfasst jede akademisch ausgebildete Person, gleich welchen Geschlechts.
Ist der * mitten im Nomen nicht sinnvoll, wird er an das Ende des Nomens gesetzt.
z.B. die Vorgesetzte*- umfasst jede vorgesetzte Person, gleich welchen Geschlechts.
Aussprache
Die Schreibweise mit Stern kann auch gesprochen werden, indem vor dem „-i“ der Endung eine kurze Pause, ein sogenannter glottaler Stopp, eingefügt wird!
Grammatik
Der Gender-Stern ist in seiner Verwendung und Bedeutung nicht mit verkürzten Schreibweisen wie dem Binnen-I oder dem Schrägstrich zu vergleichen und ersetzt auch nicht das Bindungswort.
die Student*innen =/= "Studentinnen und Studenten"
die Student*in =/= "Studentin oder Student"
Ein Begriff mit inklusiver Schreibweise kann grundsätzlich als ein Wort behandelt werden, welches (wie die Person/Personen, das Mitglied/die Mitglieder, der Gast/die Gäste, etc. auch) geschlechtsneutral ist. Durch den Stern (die „Geschlechter-Wildcard“) zeigen Sie an, dass hier jedes beliebige Geschlecht gemeint ist. Der vermeintlich maskuline Teil des Wortes wird nicht dekliniert.
z.B. der Kurs der Professor*in, die Teilnahme der Student*innen
Nach Rücksprache mit dem Institut für Deutsche Sprache lässt sich im Moment bezüglich des Gender-Sterns festhalten, dass es sich hierbei um eine „typographische Auszeichnungsschreibung“ handelt, welche „außerhalb der orthographischen Norm“ liegt.
Da diese Schreibweise noch nicht kodifiziert ist, „lässt sich […] derzeit nur ein pragmatisches Vorgehen empfehlen, das darin besteht, ein zu den eigenen Bedürfnissen am ehesten passendes Mittel der Markierung aus den vorhandenen Vorschlägen zu wählen […] und dieses einheitlich zu praktizieren, damit keine Interpretationsspielräume entstehen“.
Asterisk and gender in German language (engl.)
Use of asterisk and underscore in German
You may have already seen that sometimes authors use asterisks and underscores in their texts in way you may not expect them to be used and in places you may not expect them to appear either.
Since German is a language that oftentimes misses gender neutral terms for phrases that describe people, groups of people, work positions, etc. it has become customary to use both, the male and female form in texts. In Germany 'students' became 'Studentinnen und Studenten'.
As awareness for non-binary gender identities started to grow, different forms of spellings have been introduced to include these identities and increase their visibility.
The asterisk (e.g. 'Student*innen') is oftentimes referred to as a 'wildcard' for identities on and beyond the spectrum between men and women.
The underscore (e.g. 'Student_innen') symbolizes a free space for non-binary identities.
Both spellings are pronounced the same way, by inserting a little break before the last syllable (e.g. before '-innen')
Our University has agreed to use the asterisk instead of the underscore, and you can expect to see it more frequently now in all sorts of official documents, in class material and on our website.
Eindeutige Form, Artikel sowie Endsilbe
Passen Sie Artikel und Pronomen der jeweiligen Geschlechtsidentität an.
Veränderung des Satzbaus
Adjektive, Partizipien oder Verben
Passive Formulierungen
Sätze mit „wer“, „alle“, „diejenigen“, „niemand“, „jemand“
Bilden Sie Sätze mit „wer“, „alle“, „diejenigen“, „niemand“, „jemand“
Doch Achtung: Konsequenterweise sollte sich kein männliches Pronomen anschließen!
Verzicht auf Possessivpronomen
Verzichten Sie, wenn möglich, auf Possessivpronomen
Anreden, Formulare und Stellenausschreibungen
Formulare und Stellenausschreibungen
Die direkte Anrede vereinfacht auch gendersensible Formulierungen in Formularen und Stellenausschreibungen.
Soll in Formularen oder Fragebögen das Geschlecht abgefragt werden, geben Sie eine Option jenseits von männlich und weiblich oder erheben Sie das Geschlecht auf einer Skala.
Nutzen Sie auch bei Stellenausschreibungen die verschiedenen Schreibweisen. Auf Einheitlichkeit im Textdokument ist zu achten.
Juristische Personen
Gilt eine maskuline Personenbezeichnungen sowohl für juristische Personen als auch natürliche Personen kann im Einzelfall die Verwendung der Personenbezeichnung in der maskulinen Form sinnvoll sein.
Zuvor sollte geprüft werden, ob ein entsprechender geschlechtsindifferenter Ausdruck zur Verfügung steht oder ob Umformulierungen möglich sind. Auf Parallelformulierungen kann verzichtet werden, wenn dargelegt werden kann, dass ein besonders hoher Grad an Abstraktheit und Personenferne vorliegt (z.B. Veranstalter, Nutzer, Mieter). Gleiches gilt selbstverständlich auch für Personenbezeichnungen in der femininen Form.
Akademische Titel
Die Sichtbarmachung von Geschlecht bei akademischen Titeln erfolgt über die Endungen „-in“ oder „-a“, die wahlweise hochgestellt werden können.
Das Hochstellen ist über die Tastenkombination „Strg“ und „+/*/~“ oder in der Microsoft Word-Menüleiste über das Feld „x2“ möglich.
Außerdem können für „-in“-Endungen ebenfalls Unterstrich und Stern genutzt werden. Dabei ersetzen die Zeichen den Punkt.
Direkte Anrede
Mit der direkten Anrede können Sie auf geschlechtsspezifische Benennungen verzichten.
Genauso können neben den üblichen Anreden („Sehr geehrter Herr …“ bzw. „Sehr geehrte Frau…“, etc.) auch bei der direkten Ansprache geschlechtsneutrale und sichtbarmachende Schreibweisen genutzt werden.
Kombinieren Sie weitere Anreden (Guten Tag, Hallo, Herzlich Willkommen, etc.) mit dem Vornamen oder Vor- und Zunamen der Person, die Sie ansprechen, um eine falsche Geschlechtszuschreibung zu vermeiden.
Die Bindung mittels „und/oder“, Formulierungen mit „bzw.“, das große Binnen-I (z.B. MitarbeiterInnen) sowie Schrägstrichformen (z.B. „Mitarbeiter/innen“) und Einklammerungen (Mitarbeiter(innen)) sollten in Fließtexten nicht gewählt werden.
Feststehende maskuline Bezeichnungen für Kollektivorgane (z.B. Ärzteverbund) können beibehalten werden.
Englische Texte
Geschlechtsneutrale Formulierungen
Geschlechtsneutrale Formulierungen
They/Them/Their im Singular
Nutzen Sie in informellen Texten das geschlechtsneutrale singuläre they/them/their.
Pluralformen oder Verzicht auf Possessivpronomen
Verzichten Sie auch hier auf Possessivpronomen, oder wählen Sie die Pluralform
Personenbezeichnungen und Anrede
Personenbezeichnungen und Anrede
Beachten Sie, dass die Unterscheidung zwischen "Mrs" und "Miss" ist nicht mehr zeitgemäß! Nutzen Sie stattdessen die Abkürzung "Ms" (gesprochen mit weichem stimmhaften "s").
Wählen Sie den Vor- und Zunamen in Briefen und E-Mails, um eine falsche Geschlechtszuschreibung zu vermeiden.
Nutzen Sie geschlechtsneutrale Begriffe auch in Festreden.