Vernetzen

Neben den vielfältigen Kooperationen, beispielsweise innerhalb der Arbeits- und Querschnittsarbeitsgruppen, mit dem Verein zur Förderung von Forschung und Wissenstransfer in Sozialrecht und Sozialpolitik e.V. sowie dem Bundessozialgericht, agieren die im FoSS aktiven Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenfalls zusammen in hochschulübergreifenden Forschungsprojekten, in gemeinsamer Lehre, zum Beispiel einem Forschungsseminar zur Sozialgerichtsforschung, und Lehrforschungsprojekten in verschiedenen Masterstudiengängen der Hochschulen sowie in kooperativen Zentren an der Universität Kassel und der Hochschule Fulda.

Außerdem werden die Ressourcen des FoSS durch kooperative Studiengänge der Universität Kassel und der Hochschule Fulda sowie durch Promotionskollegs, einer Nachwuchsgruppe, einen Dissertationsverbund und Promotionsstipendien der beteiligten Fachbereiche zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung genutzt.

Kooperative Forschungsprojekte

Neben vielfältigen Forschungsprojekten und ‑konzepten, die im Rahmen der Arbeitsgruppen entwickelt und elaboriert werden, möchte der Forschungsverbund in seinem Bericht auch einzelne Forschungsprojekte exemplarisch vorstellen, die an den beteiligten Fachbereichen durchgeführt werden.

Combating Inequality. Causes of economic and social inequality

Ein internationales Forschungsprojekt unter der Leitung von Christoph Scherrer (FB 05 Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel) und Hansjörg Herr (Berlin School of Economics and Law), gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung

Increasing economic and social inequality is one of the key features of the radical globalisation project that emerged in the 1970s, generating levels of inequality incompatible with social inclusion, equal opportunities and fairness. In a situation characterised by a severe financial and economic crisis, rising unemployment and reduced social expenditure are deepening the social divide in many societies. The Great Recession across the global north in 2009, followed by a very weak recovery (and in some cases a double dip), has hit the most disadvantaged social groups hardest. At the global level, GDP growth has also slowed down. 

The “combating inequality” project examines the causes of economic and social inequality, charts its development since the early 1990s, assesses countermeasures, works out strategies for their implementation, and identifies supportive social forces. It examines whether inequality in the national and the international context is undermining democracy and economic stability; and whether it is blocking individual and collective advancement as well as the creation of employment. The project is global in outlook and builds in particular on the expertise of the GLU partner institutions in Brazil, Germany, India and South Africa.

The project is divided into six thematic areas:

  • labour markets, employment and distribution
  • financial markets
  • redistributive policies
  • conceptions of a “socially and environmentally sustainable economy”
  • countermeasures to inequality and attempts to change the current model of globalisation
  • campaign and implementation strategies of trade unions and civil society at large

Research in the six areas is mainly carried out by drawing upon recent publications and statistics as well as building on the studies carried out within the GLU network. A gender mainstreaming strategy will ensure that the research conducted is gender-sensitive or at least gender-neutral.

Contributors to the project are producing articles that will are published as GLU working papers, in journals and as a book, see: http://www.global-labour-university.org/353.html.

AKROBAT: Ambivalenzbewältigung im Krankenhauswesen. Regulatorische und organisationale Balancen im Transformationsprozess

Ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Ingo Bode, Institut für Sozialwesen der Universität Kassel, eingebunden in den europäischen Forschungsverbund COST Action IS0903: Management and Medicine in Europe, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (2013–2015)

Geht es heute um die Steuerung des Gesundheitswesens, herrscht vielfach die Devise: Mehr Wettbewerb und weniger (unmittelbare) staatliche Regulierung. Im Krankenhausbereich verweisen die Vollendung des Fallpauschalen basierten Finanzierungssystems sowie auf Konkurrenz setzende Qualitätssicherungsstrategien (zum Beispiel Qualitätsregister für Krankenhausbehandlungen; „pay for performance“ etc.) auf eine Intensivierung dieser Wettbewerbsorientierung. Gleichzeitig soll die Versorgungspraxis gesetzlich vorgeschriebenen Universalzielen entsprechen – Stichwort: flächendeckende bedarfsgerechte Versorgung. Dies verweist auf eine Grundsatzdebatte über die Zukunft des Gesundheitswesens. Tritt Leistungsorientierung an die Stelle von Bedarfsorientierung? Kann unter Marktbedingungen flächendeckende Qualität realisiert werden? Wie gehen die betroffenen Akteure mit auftretenden Spannungen um?

Der neue Wettbewerb im Gesundheitswesen provoziert viele Fragen und generiert sozialwissenschaftlichen Forschungsbedarf zur Folgenabschätzung: Das zeitgenössische Krankenhauswesen lässt sich als eine „mixed economy“ beschreiben, die zwar hochgradig sozialpolitisch gesteuert ist, in der aber die einzelnen Kliniken über wachsende ökonomische Bewegungsspielräume verfügen und sich zu marktorientierten professionellen Bürokratien entwickeln. Dabei wird die neue Marktkultur des Krankenhauswesens nicht nur durch die Akteure vor Ort gelebt, sondern durch organisationsübergreifende Instanzen (Regierung, Fachapparate der Ministerien, Selbstverwaltung, Zusammenschlüsse von Trägern und Berufsgruppen etc.) mit gestaltet. Auf beiden Ebenen entstehen neue Deutungen und Handlungskonzepte, in denen das Nebeneinander von marktorientierten Ertrags- und bedarfsbezogenen Versorgungszielen austariert werden muss, und die in ein strukturbildendes „Steuerungsdenken“ übersetzt werden. Vor dem Hintergrund dieses Zielpluralismus stellt sich die Frage, welche regulatorischen und organisationalen Balancen auf den verschiedenen Handlungsebenen gesucht werden und wie die Akteure mit Situationen umgehen, in denen Ambivalenzbewältigung gefordert ist.

Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes AKROBAT steht der sozialwissenschaftliche Zugang auf die kognitiven Grundlagen von Steuerungsprozessen im deutschen Krankenhauswesen, sowohl im intermediären Bereich von Selbstverwaltung, Verbandsarbeit und vorstaatlichen Gremien als auch bei den Funktionsgruppen (Administration, Medizin, Pflege und Sozialarbeit) ausgewählter Kliniken. Disziplinär ist die Untersuchung sowohl in der politischen als auch in der Organisations- und Professionssoziologie verortet. Methodisch basiert sie auf Dokumentenanalysen sowie Experten- und Vignetten-Interviews. Erwartet werden sektorübergreifende Einsichten in gegenwärtig vorherrschende Handlungsproblematiken und in Möglichkeiten des Umgangs mit ihnen.

Kurzbeschreibung und bisherige Veröffentlichungen

BUSLAR: Bürgerhilfevereine und Sozialgenossenschaften als Partner der öffentlichen Daseinsvorsorge und Pflege – Modellentwicklung zur ergänzen-den Hilfeleistung für ältere Menschen im ländlichen Raum

Ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Monika Alisch und Martina Ritter (FB Sozialwesen der Hochschule Fulda) sowie Annegret Boos-Krüger und Christi-ne Schönberger (Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München), in Kooperation mit dem Zentrum für Gesellschaft und Nachhaltigkeit (CeSSt Fulda) sowie der QAG Gender, Migration und sozialer Sektor des For-schungsverbundes für Sozialrecht und Sozialpolitik, gefördert durch das Bundes-ministerium für Bildung und Forschung (SILQUA-FH, 2014-2017)

Das Forschungsprojekt BUSLAR untersucht anhand qualitativer und partizipativer  Methoden der Sozialforschung praxisnah die Strukturen bürgerschaftlicher Selbstorganisation in zwei ländlichen Regionen (Osthessen/Rhön und Oberbayern). In Zusammenarbeit mit drei zivilgesellschaftlichen „Bürgerdiensten“ (Bürgerhilfevereine) werden partizipativ, orientiert an den Bedürfnissen der älteren Menschen vor Ort, die Angebote der Bürgerdienste (weiter-)entwickelt und die Verknüpfung mit der Angebotsstruktur der öffentlichen Daseinsvorsorge forschend begleitet und unterstützt.

Für das Forschungsprojekt wurden dabei die folgenden Forschungs- und Entwicklungsziele formuliert:

  • Ermitteln der lokalen und regionalen sozialräumlichen Strukturen in den ausgewählten ländlichen Räumen (Einschätzen der sozialräumlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Unterstützungsformen)
  • Ermitteln der raumbezogenen Interessensorientierungen und Motive der Leistungsanbieter in Bürgerdiensten
  • Stärken von Bürgerdiensten (Bürgerhilfevereinen, Sozialgenossenschaften) als lokale selbstorganisierte „sorgende Gemeinschaften“ im ländlichen Raum
  • Ermitteln der Bedürfnisse älterer Menschen in den ländlichen Orten und darauf aufbauend: Initiieren von Prozessen partizipativer Projektentwicklung (Entwickeln konkreter Unterstützungsangebote)
  • Stabilisierung des bürgerschaftlichen Engagements durch ökonomisch tragfähige Träger- beziehungsweise Geschäftsmodelle (Gelingensfaktoren beziehungsweise „Critical Incidents“ in der Projektentwicklung und zum Beispiel bei einer Genossenschaftsgründung)
  • Unterstützen der Bündnisbildung zwischen Bürgerdienstleistungen mit dem Sektor der öffentlichen Daseinsvorsorge sowie den Pflegeleistungsanbietern im Sinne eines „Welfare Mix“

Lebenszusammenhänge in Mehrpersonenbedarfsgemeinschaften

Ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Simone Kreher (FB Pflege und Gesundheit der Hochschule Fulda) und Werner Schneider (Universität Augsburg), im Auftrag von und in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg (2014–2017)

Bedarfsgemeinschaften oder Hartz-IV-Familien sind in der Öffentlichkeit vielfach das Sinnbild für arme Familien. Allerdings sind sie bislang weder in der Armutsforschung noch im Rahmen der Begleitforschung zum SGB II hinreichend untersucht. Dieser Forschungslücke widmet sich das Projekt „Lebenszusammenhänge in Mehrpersonenbedarfsgemeinschaften“, das im Rahmen einer seit 2007 laufenden, qualitativen Panelstudie zu „Armutsdynamik und Arbeitsmarkt – Überwindung und Verstetigung von Hilfebedürftigkeit“ (unter der Gesamtprojektleitung von Dr. Andreas Hirseland, IAB) durchgeführt wird und damit zugleich Teil der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) finanzierten Begleitforschung zur Grundsicherung für Arbeitssuchende ist.

Zentrale Fragen des Projektes sind: Wie gestalten sogenannte Mehrpersonenbedarfsgemeinschaften in der Grundsicherung ihren Alltag und ihr gemeinsames Leben als Familie? Wie organisieren sie ihren Haushalt und ihre Finanzen? Welchen Einfluss haben der sozialrechtliche Status der Mehrpersonenbedarfsgemeinschaft und die daran anknüpfenden Aktivierungsanforderungen auf das Selbstverständnis armer Familien und ihrer erwachsenen Mitglieder, vor allem aber auch der Kinder und Jugendlichen.

Diesen Fragen wird aus sozial-, haushalts- und rechtswissenschaftlicher Perspektive anhand intensiver qualitativer Erhebungen nachgegangen, die in bundesweit sieben Untersuchungsregionen durchgeführt werden. Programmatik und methodisches Design des Projekts sind daran ausgerichtet, das Alltagsleben von Familien im Grundsicherungsbezug in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei geht es nicht nur um das Verhältnis der Familienmitglieder zueinander und um ihre jeweiligen Lebenswirklichkeiten, sondern auch um die Formen der Bewältigung äußerer sozialer Anforderungen: aus dem privaten Freundes- und Bekanntenkreis, der Nachbarschaft, vor allem aber seitens betreuender Jobvermittler oder etwa Lehrer und Sozialarbeiter sowie der durch sie repräsentierten Institutionen. Besondere Aufmerksamkeit soll dem haushälterischen Handeln der Familienmitglieder und ihrer materiellen Teilhabe, ihrer Beteiligung beziehungsweise ihren Beteiligungswünschen an Erwerbstätigkeit sowie ihrer jeweiligen Kultur des Umgangs mit den für sie relevanten wohlfahrtsstaatlichen Institutionen gewidmet werden. Im Sinne einer sozial-sensitiven Armutsforschung werden dabei die Handlungsperspektiven der Familien und ihrer jeweiligen Mitglieder als Akteure ins Zentrum gerückt.

Wissenschaft und Politik im Dialog über Teilhabe behinderter Menschen

Mitglieder der Arbeitsgruppe Teilhabeforschung im FoSS wirken prominent am Austausch von Wissenschaft und Politik über die Teilhabe behinderter Menschen mit. Gudrun Wansing ist Mitglied des Beirats der Bundesregierung für die Teilhabeberichterstattung. Sie forscht gegenwärtig über innovative Beratungsformen („Peer Counseling“) im Auftrag des Landschaftsverbandes Rheinland. Felix Welti hat für die Bundesregierung das Behindertengleichstellungsgesetz evaluiert und ist geschäftsführender Herausgeber des Diskussionsforums Rehabilitations- und Teilhaberecht (www.reha-recht.de). Zusammen mit Markus Schäfers sind beide Mitglied im Forschungsausschuss der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation, der sich für die methodische und organisatorische Weiterentwicklung der Teilhabeforschung engagiert. Petra Gromann forscht seit langem in regionalen, nationalen und europäischen Projekten an der Teilhabeplanung für behinderte Menschen. Zusammen mit anderen Mitgliedern der AG tauschen sie sich regelmäßig aus und organisieren Veranstaltungen mit regionalen Akteuren der Behindertenhilfe und -politik, so im November 2014 mit der Hessischen Beauftragten für Menschen mit Behinderungen zur Situation von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen.

Nachwuchsförderung

Die Ressourcen des FoSS werden durch einen kooperativen Masterstudiengang (LL.M.) der Universität Kassel und der Hochschule Fulda sowie durch Graduiertenkollegs, einen Dissertationsverbund und Promotionsstipendien der beteiligten Fachbereiche zur Nachwuchsförderung genutzt. 

kooperatives Studieren

An der Universität Kassel und der Hochschule Fulda existieren circa 18 thematisch einschlägige Masterstudiengänge. Zu den unmittelbar kooperativen Studiengängen gehören der Masterstudiengang Sozialrecht und Sozialwirtschaft sowie der Masterstudiengang Pädagogik für Pflege und Gesundheitsberufe. Dem Masterstudiengang Sozialrecht und Sozialwirtschaft liegt eine Kooperation zwischen den Fachbereichen 01 Humanwissenschaften und 07 Wirtschaftswissenschaften der Universität Kassel, dem Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Fulda sowie dem Bundessozialgericht zugrunde. Im Masterstudiengang Pädagogik für Pflege und Gesundheit kooperieren die Fachbereiche Pflege und Gesundheit der Hochschule Fulda und das Institut für Berufsbildung des Fachbereichs 07 Wirtschaftswissenschaften der Universität Kassel.

hochschulübergreifendes Promovieren

Neben der Lehre in postgradualen Studiengängen gewinnt die Nachwuchsförderung auch in Form der Promotionsförderung an beiden Hochschulen und im Forschungsverbund zusehends an Bedeutung. Zahlreiche im Forschungsverbund aktive Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind oder waren federführend an der Einrichtung und Leitung von Nachwuchsforschergruppen und Promotionskollegs beteiligt. Beispielhaft zu nennen sind hier unter anderen: die NachwuchsforscherInnengruppe der Hans-Böckler-Stiftung (2009–2014) unter der Leitung von Prof. Dr. Mechthild Bereswill (Universität Kassel) zum Thema „Junge Erwachsene zwischen Aktivierung und Prekarisierung – Institutionelle Interventionen und biographische Verarbeitungen im Wohlfahrtsstaat“; „Kinder und Kindheiten im Spannungsfeld gesellschaftlicher Modernisierungen“, ein Promotionskolleg der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit der Universität Wuppertal unter dem Kasseler Sprecher Prof. Dr. Werner Thole (2006–2012); sowie das „Interdisziplinäre Promotionskolleg Grundschulforschung“ unter der Leitung von Prof. Dr. Friederike Heinzel, getragen durch die Zentrale Forschungsförderung der Universität Kassel (seit 2008).

Unmittelbar assoziiert ist der Forschungsverbund mit dem Graduiertenkolleg der Hans-Böckler-Stiftung „Wohlfahrtsstaat und Interessenorganisationen“. Die Sprecher des Graduiertenkollegs, Prof. Dr. Wolfgang Schroeder und PD Dr. Rudolf Speth, sowie die Koordinatorin Dr. Michaela Schulze wirken am Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel. Beteiligt am Graduiertenkolleg sind ferner Prof. Dr. Felix Welti, Fachbereich 01 Humanwissenschaften der Universität Kassel, Prof. Dr. Sabine Ruß-Sattar, Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel, Prof. Dr. Frank Nullmeier vom Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen und Prof. Dr. Christoph Strünck, Philosophische Fakultät der Universität Siegen.

Promotionskolleg Soziale Menschenrechte

Kolleg

Das Kolleg Soziale Menschenrechte ist ein interdisziplinäres, kooperatives Promotionskolleg der Universität Kassel und der Hochschule Fulda. Fragen und Herausforderungen sozialer Menschenrechte werden in der Zusammenführung rechtswissenschaftlicher, politikwissenschaftlicher, philosophischer, wirtschaftswissenschaftlicher und soziologischer Perspektiven intra- und interdisziplinär bearbeitet und diskutiert.

Nähere Informationen erhalten Sie auf der Homepage des Kollegs.

Graduiertenkolleg "Wohlfahrtsstaat und Interessenorganisationen"

Das Kolleg widmet sich dem Thema Wohlfahrtsstaaten und Wohlfahrtspolitik, die sich beständig an sich verändernde äußere und innere Umwelten anpassen. Die sozialwissenschaftliche Forschung geht von einer neuen Phase wohlfahrtsstaatlicher Politik aus, die jedoch weit von einem eindimensionalen Rückbau oder gar von einem Verschwinden des Wohlfahrtsstaates entfernt ist. In diesem Kontext lässt sich zugleich eine Veränderung wohlfahrtsstaatlicher Machtressourcen feststellen, mit der veränderte oder neue Akteurskonstellationen einhergehen.

Das Graduiertenkolleg hat das Ziel, akteursbezogene Umbauprozesse des wohlfahrtsstaatlichen Arrangements in Deutschland und auf europäischer Ebene zu untersuchen. Die Perspektive liegt dabei auf den sozialpolitischen Interessengruppen und Verbänden. Ausgangspunkt sind zu beobachtende Veränderungen bei den intermediären Organisationen: Die Interessenorganisationen der alten Industriegesellschaft werden schwächer. Gleichzeitig gründen sich vermehrt neue Verbände und Einflussgruppen, so dass eine Pluralisierung der Interessenrepräsentation in der Wohlfahrtspolitik zu verzeichnen ist.

Die zentralen Forschungsfragen des Graduiertenkollegs richten sich darauf, welche Aufgaben die alten und neuen Interessengruppen in den wohlfahrtstaatlichen Politikbereichen übernehmen. Welche Vermittlungsleistungen können sie erbringen und wie verändert sich ihr Anteil an der Produktion kollektiver und individueller Wohlfahrt? Was sind die Bedingungen und Auswirkungen, wenn sich neue Interessengruppen bilden? Welche veränderten Deutungen, Problemwahrnehmungen und Problemdiagnosen sind damit verbunden?

In acht Promotionsprojekten widmen sich junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler diesen Fragestellungen. Zu ihnen zählen drei Stipendiatinnen und ein Stipendiat des Graduiertenkollegs: Imke Friedrich mit ihrem Promotionsprojekt „Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien in der Bildungspolitik“; Ulrike Müller mit „Rechtsbewusstsein und Bewegung im Recht. Die Auswirkungen von Rechtsberatung am Beispiel von ALG-II-Verfahren“; Lena Nothacker mit dem Projekt „Kommunale Spitzenverbände in Hessen“ sowie Benedikt Schreiter mit „Organisation und Vertretung von Interessen im Bereich der Neuen Sozialen Risiken – am Beispiel von Geringqualifizierten“. Ferner sind vier Doktorandinnen mit ihren Dissertationsprojekten im Graduiertenkolleg assoziiert: Sascha Kristin Futh mit dem Projekt „Gewerkschaften als Kommunikationsakteur. Unter besonderer Berücksichtigung der Kampagnenfähigkeit“; Hanna Jeanrond mit „Gewerkschaften und Sozialpolitik – Eine systematische Analyse über die Dynamik gewerkschaftlicher Handlungsstrategien im Umbauprozess des Sozialstaats“; Carsta Langer mit dem Projekt „Wandel und Stabilität institutioneller Arrangements“ sowie Christine Ludwig mit „Beschäftigteninteressenvertretung in kirchlichen Einrichtungen“ (weiterführende Informationen finden Sie HIER).

Dissertationsverbund Innovatives Gesundheitsrecht

Das Thema der rechtlichen Stellung der Gesundheitsberufe ist eines der zentralen Themen des Rechts der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung und wird aktuell unter verschiedenen Gesichtspunkten politisch diskutiert. Der von der Robert Bosch Stiftung geförderte Dissertationsverbund Innovatives Gesundheitsrecht unterstützt in diesem Zusammenhang bereits seit Oktober 2012 rechtswissenschaftliche Promotionen, deren Forschungsansatz auf einer breiten gesundheitsberuferechtlichen Grundlage beruht. Zentrales Ziel ist die Förderung der Praxis im Sinne der Ausbildung hochqualifizierten juristischen Personals. Weitere Information finden Sie auf der Seite des Dissertationsverbunds.

Qualifikationsarbeiten