„Die Montage ist wie Lego, das macht unglaublichen Spaß!“

13.03.2023
Das Hessen-Technikum soll jungen Frauen die Studien- und Berufsorientierung im MINT-Bereich erleichtern.

Technikantin Valentina Friederichs hat an der Hochschule Fulda das Gehäuse einer Uhr modelliert und mit dem 3D-Drucker gefertigt. Foto: Hochschule Fulda / Alexander Mengel

Im Hessen-Technikum können Schulabsolventinnen sechs Monate lang ihre Fähigkeiten im MINT-Bereich testen. Die Bewerbungsfrist für den nächsten Durchgang ist der 15. Juli.

Studentinnen und Wissenschaftlerinnen sind in Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, den MINT-Fächern, immer noch unterrepräsentiert – obwohl Schülerinnen in diesen Fächern häufig gute Noten haben. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer davon sind herrschende Vorurteile, erklärt Corinna Schel. Sie arbeitet in der Zentralen Studienberatung der Hochschule Fulda und ist Ansprechpartnerin für das Hessen-Technikum.

Vorurteile beeinflussen Berufswahl
„Technische und mathematische Fähigkeiten gelten leider noch immer als typisch männlich“, erklärt sie. „Frauen werden deswegen im Umkehrschluss oft für mathematisch-naturwissenschaftlich unbegabter gehalten – völlig zu Unrecht.“ Das Vorurteil wird Schülerinnen beispielsweise unterschwellig durch Kommentare im sozialen Umfeld vermittelt. Auch die geschlechterspezifische Vergabe von Aufgaben spiele eine Rolle. Denn sie verrate, welche Kompetenzen einer Person zugetraut werden – und welche nicht. „Unbewusste negative Bewertungen können dazu führen, dass junge Frauen ihre eigenen technischen und mathematischen Fähigkeiten unterschätzen und sich weniger zutrauen. Langfristig kann das ihre Berufswahl beeinflussen“, sagt sie. Dabei ist der MINT-Bereich attraktiv: Viele der Berufe sind innovativ und gut bezahlt.

Das Hessen-Technikum soll Abiturientinnen und jungen Frauen mit Fachhochschulreife die Studien- und Berufsorientierung im MINT-Bereich erleichtern. Das Programm kombiniert den Einblick ins Studium mit zwei vergüteten Praktika in Unternehmen der Region. So können die Teilnehmerinnen sechs Monate lang praktische Einblicke in den Studien- und Berufsalltag gewinnen: Vier Tage die Woche im Unternehmen und einmal pro Woche an der Hochschule Fulda in Angewandte Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik, Lebensmitteltechnologie oder Oecotrophologie.

Frauen gehören zum MINT-Bereich
„Oft fehlt den Schülerinnen die Vorstellung, welche Berufe mit den Fächern verbunden sind und wie der praktische Arbeitsalltag aussehen kann“, erklärt Corinna Schel. „Durch die Praktika und das Schupperstudium wollen wir das ändern.“ Zu dem Programm gehören auch Treffen mit anderen Teilnehmerinnen des landesweiten Programms und der Austausch mit berufstätigen Frauen, die im MINT-Bereich arbeiten. „Durch dieses Netzwerk merken die Teilnehmerinnen, dass sie nicht alleine sind. Es gibt auch andere Mädchen, die sich für Technik und Naturwissenschaften begeistern. Und sie treffen mögliche Vorbilder, die zeigen, dass Frauen ganz selbstverständlich in den MINT-Bereich gehören.“

Eigene Fähigkeiten erkennen
Valentina Friederichs (19) ist seit Oktober in dem Programm und macht ihr zweites Praktikum im Maschinenbau. Hier lernt sie die einzelnen Arbeitsschritte praktisch kennen: von der Konstruktion, über die mechanische Fertigung bis zur Montage. „Ich konnte bei den einzelnen Schritten selbst modellieren, ausprobieren und zusammenbauen.“ Letzteres begeistert sie besonders: „Die Montage ist wie Lego, das macht einfach unglaublichen Spaß!“ Ihr aktuelles Projekt an der Hochschule: Sie hat das Gehäuse einer Uhr modelliert und mit dem 3D-Drucker gedruckt. Ihr Fazit der letzten fünf Monate: „Ich habe mir sehr viel technisches und handwerkliches Fachwissen angeeignet und gemerkt, dass ich deutlich mehr kann, als ich mir zutraue – und als andere mir zutrauen.“ Sie hat noch nicht entschieden, ob sie Maschinenbau, Medieninformatik oder Architektur studieren will. Den Einblick fand sie wichtig und bereichernd. Und sie ist sich sicher: „Ich weiß jetzt, dass ich es kann.“

Das Hessen-Technikum startet wieder im Oktober, Bewerbungen sind noch bis zum 15. Juli möglich. Gefördert wird das Hessen-Technikum vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

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