Doppelt geprüft– doppelt erfolgreich

19.05.2016

Erstmals in Hessen haben Hebammen ihr staatliches Examen an einer Hochschule abgelegt. Die Region kann von den qualifizierten Fachkräften profitieren.

Es war keineswegs nur für die Studentinnen der Hebammenkunde ein aufregender Moment. Als die 20 angehenden Hebammen ihr staatliches Examen an der Hochschule Fulda ablegten, da war auch die Leiterin des Studiengangs, Prof. Dr. Babette Müller-Rockstroh, durchaus ein wenig angespannt. Und das aus gutem Grund. Schließlich hatte auch sie eine Premiere zu meistern: Denn zum ersten Mal in Hessen hat eine Hochschule und damit eine wissenschaftliche Bildungseinrichtung jenes Examen abgenommen, mit dem Hebammen ihre Berufszulassung erwerben. Laut Berufsgesetz war das zuvor den Hebammenschulen vorbehalten. Erst die Einführung der sogenannten Modellklausel hatte es möglich gemacht, die Hebammenausbildung an einer Hochschule durchzuführen. Die Hochschule Fulda ist bislang die einzige Hochschule in Hessen, die nach dieser Modellklausel ausbildet.

Positives Feedback vom Regierungspräsidium

Staatliches Examen - das bedeutet: Geprüft wurde nach den Vorgaben des Regierungspräsidiums. Schriftlich, mündlich und praktisch. „Es ist alles prima gelaufen“, freut sich Prof. Dr. Babette-Müller-Rockstroh, die den Studiengang an der Hochschule Fulda mit aufgebaut hat. „Wir haben ausgesprochen positives Feedback erhalten von der Vertreterin des Regierungspräsidiums Darmstadt, Dr.  med. Christina Wessels, die nicht nur die mündlichen Prüfungen mit abgenommen hat, sondern auch zugleich Prüfungsvorsitzende für die staatliche Prüfung im Fach Hebammenkunde ist. Sie sei mit Verlauf und Ergebnis der Prüfungen sehr zufrieden gewesen.

Im praktischen Teil der Prüfung bestand die Aufgabe darin, eine Schwangere aufzunehmen, eine Geburt selbständig zu leiten, und einen Wochenbettbesuch bei Mutter und Neugeborenem zu machen. Diesen Prüfungsteil nahmen Vertreterinnen und Vertreter der Hochschule Fulda gemeinsam mit den Praxisanleiterinnen der kooperierenden Praxispartner ab, in deren Häusern die Studentinnen die 3.000 vorgesehenen Praxisstunden absolvierten.

Nächster Schritt: die Bachelorarbeit

Auch wenn die Ausbildungszeit für die frisch gebackenen Hebammen schon abgeschlossen ist: Ihre Studienzeit ist damit noch nicht vorbei. Im Sommersemester schreiben die Studentinnen der Hebammenkunde ihre Bachelorarbeit. „Das Gros der Hebammen will sich jetzt zunächst auf den wissenschaftlichen Abschluss konzentrieren“, sagt Prof. Müller-Rockstroh. Zwei der Absolventinnen hätten sich bereits entschieden, direkt nach dem Bachelor ein Masterstudium anzuschließen. Fünf hätten bereits ihre Berufstätigkeit aufgenommen. „Zunächst nur mit 25 Prozent“, erläutert Prof. Müller-Rockstroh, da die Studentinnen neben ihrer Bachelorarbeit auch noch zwei Module absolvieren müssen.

Für die Region sieht die Studiengangsleiterin in der akademischen Hebammenausbildung einen großen Vorteil: „Dadurch, dass die Studierenden noch ihre Bachelorarbeit schreiben, bleiben 20 qualifizierte Hebammen zunächst hier vor Ort“, erklärt sie. „Für die Praxispartner ist das in Zeiten fehlenden Personals und immer größer werdender Versorgungslücken eine große Chance, die Fachkräfte zu halten.“

Praxispartner können profitieren

Dass die Häuser der Praxispartner von den gut ausgebildeten Fachkräften profitieren, bestätigt Katja Steinert, die als Hebamme sowohl in der Hochwaldklinik Bad Nauheim, als auch an der Hochschule Fulda arbeitet. Sie hat als Praxisanleiterin das praktische und mündliche Examen an der Hochschule Fulda mit abgenommen und mit ihrem Kreißsaalteam zwei Hebammen-Studentinnen in ihrem Haus ausgebildet. „Das evidenzbasierte Arbeiten, das die Studentinnen gelernt habe, bringt frischen Wind“, erzählt sie. „Es regt an, die eigene Arbeit zu reflektieren und dafür sind hier alle sehr offen. Auch unsere Ärzte, allen voran Chefarzt Dr. Groh, unterstützen, fördern und fordern unsere Studierenden.“  Dass Hebammen und Ärzte sich nun auf wissenschaftlicher Ebene begegnen können, sieht sie als großen Pluspunkt des Hochschulstudiums.

Dabei gab es anfangs durchaus Vorbehalte gegenüber den studierenden Hebammen. „Wir hatten keine Erfahrung als Ausbildungsbetrieb und das hat zu Unsicherheiten geführt. Inzwischen wollen wir die beiden Kolleginnen aber nicht mehr missen“, sagt Katja Steinert. Vor dem Hintergrund zahlreicher unbesetzter Hebammenstellen hat auch die Geschäftsführung der Hochwaldklinik und Chefarzt Dr. Ulrich Groh die Ausbildung der beiden Hebammen als Chance begriffen, neues Personal zu akquirieren. Die beiden frisch gebackenen Hebammen und angehenden Bachelor-Absolventinnen hatten schon vor dem Examen die Zusage in der Tasche, nach bestandener Prüfung übernommen zu werden. „Für uns ist das  Studium ein Erfolgsrezept“, betont Katja Steinert.

Kontakt

Gretje Wittmann

Studiengangskoordinatorin für den Studiengang Internationale Gesundheitswissenschaften (B.Sc.) und Pflege (B. Sc.), Projektmitarbeiterin TeachImPuls - Didaktische Werkstatt

Gebäude 53 , Raum 028
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