Quartiere in Fulda und Kassel mit den Augen von Kindern sehen!
25.11.2016Nach drei Jahren intensiver Arbeit präsentieren die Mitglieder des Projektteams KINDheitenERLEBEN, unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Simone Kreher (Hochschule Fulda) und Prof. Dr. Friederike Heinzel (Universität Kassel), Akteuren aus Kommunalpolitik und Kinder- und Jugendarbeit, sowie Unterstützern und Kooperationspartnern Ergebnisse aus den ersten beiden Projektphasen.
KINDheitenERLEBEN. Eine regionalisierte Kindheitsstudie in Fulda und Kassel
Im Rahmen der Arbeitsgruppe Kindheit, Jugend und Familie des Forschungsverbundes für Sozialrecht und Sozialpolitik (FoSS) entstand 2012 die Idee einer umfangreich und langfristig angelegten regional vergleichenden Untersuchung der Lebenswelten von fünf- bis zwölfjährigen Kindern in Fulda und Kassel durchzuführen. Obgleich es inzwischen zahlreiche Surveys und Formen der Sozialberichterstattung über Kinder mit hochaggregierten Daten gibt, mangelt es in den Kommunen an wohnquartiersbezogenen empirischen Untersuchungen, die auf kleinräumiger Ebene das konkrete Erleben von Kindheit(en) aus der Perspektive von Kindern in den Blick nehmen. Die Arbeiten von Martha Muchow (1935/2012) und aktuelle Entwicklungen der sozialräumlich orientierten Kindheitsforschung aufgreifend, verfolgt die regionalisierte Kindheitsstudie fünf große Arbeitsschwerpunkte:
· Kindheiten in städtischen Räumen,
· kinderkulturelle Praktiken in Familien (inkl. gesundheitsbezogene),
· Kindheiten in (non)formalen und informellen Netzwerken,
· Kindheiten in virtuellen Räumen,
· Vorstellungen von einem »guten (Kinder-)Leben«.
Das entwickelte Forschungsdesign setzt einerseits bei den Kindern als Akteure ihrer Lebenswelten an und berücksichtigt andererseits die strukturellen Bedingungen des Aufwachsens. Auf der Basis statistischer Amtsdaten wurden jeweils drei Wohnquartiere („privilegiert“, „sozial durchmischt“, „benachteiligt“) identifiziert, die sich systematisch voneinander unterscheiden. Im Rahmen der beiden Pilotphasen wurden insgesamt 12 Quartiersbegehungen in Fulda und Kassel von und mit Kindern durchgeführt, deren empirische Materialien (ethnographische und visuelle Daten) als Mixed-Data-Plots vorliegen und zusätzlich wurden standardisierte Daten aus Schulklassenbefragungen und Einzelinterviews erhoben, die für unterschiedliche Auswertungsprozesse zur Verfügung stehen.
Das hochschulübergreifende Forschungsprojekt läuft nun im dritten Jahr und arbeitet derzeit an der Auswertung der umfangreichen Datenbasis aus den ersten beiden Projektphasen (2013-2015), die verschiedenste empirische Materialien enthält und bereits in einigen Abschlussarbeiten schwerpunktartig bearbeitet wurde.
Als Rückmeldung an die Unterstützer und Kooperationspartner präsentierte das Projektteam ausgewählte Ergebnisse aus den ersten beiden Projektphasen. So ließ sich zum einen feststellen, dass Vorstellungen von „guter und glücklicher Kindheit“ durch die Kinder teilweise räumlich aktiviert oder an spezifischen Orten gebrochen und irritiert werden. Zum anderen bedingt die Infrastruktur den Aktionsraum der Kinder. Dies geschieht auch durch das Verbot des Betretens abgegrenzter Bereiche und lässt die Schlussfolgerung zu, dass Kinder neben institutionell organisierten Spielorten auch freien Raum benötigen, den sie „bespielen“ und gestalten können. In der angeregten Diskussion wurde unter anderem die Frage behandelt, in welcher Form die Ergebnisse den Akteuren aus Politik und Praxis zur Verfügung gestellt werden können respektive sollen.
Projektteam
Prof. Dr. Simone Kreher (Fulda), Prof. Dr. Friederike Heinzel (Kassel), Dr. Torsten Eckermann (Flensburg), Nathalie Rothe, Kristin Löwenberger, Julian Storck, Carolin Pfannkuche, Hanna Prinz, Stefan Kucsera, Judith Scheck, Verena Heim, Ariane Albert, Franziska Gebhard, Verena Pohl, Dorothee Möller, Nina Welsch, Julia Zahren, Anne Zyzik (wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen und Studierende aus Fulda und Kassel)