Hochschule Fulda erhält als bundesweit erste Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) eigenständiges Promotionsrecht

11.10.2016
Hessens Wissenschaftsminister Boris Rhein (l.) und Präsident Prof. Dr. Karim Khakzar (Foto: Wissenschaft.hessen.de)

Start des Promotionszentrums „Sozialwissenschaften mit den Schwerpunkten Globalisierung, Europäische Integration, Interkulturalität“

Seit vielen Jahren forschen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) – die früheren Fachhochschulen (FHs) – sehr intensiv und erfolgreich. Die Forschung ist dabei durch einen hohen Anwendungsbezug gekennzeichnet. Im Gegensatz zu Universitäten durften HAWs allerdings bisher keinen eigenen Doktortitel an ihre Nachwuchswissenschaftler vergeben. Dies hat sich nun erstmalig in Deutschland geändert. Der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein verlieh gestern der Hochschule Fulda als bundesweit erster HAW bzw. FH das eigenständige Promotionsrecht für die Fachrichtung Sozialwissenschaften.


„Die Verleihung des eigenständigen Promotionsrechts stellt eine historische Entwicklung dar und dokumentiert einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung unserer Hochschule sowie aller hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Wir haben uns auf diesen Schritt intensiv und lange vorbereitet und freuen uns, die sich daraus ergebenden Perspektiven und Entfaltungsmöglichkeiten für die Studierenden, unsere Hochschule und die Region gestalten zu können“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Karim Khakzar.

Qualität der Promotionen steht an erster Stelle

Bislang ist Hessen das einzige Bundesland, das seit Anfang 2016 den HAWs die Möglichkeit bietet, für forschungsstarke Fachrichtungen das eigenständige Promotionsrecht zu beantragen. Die Anforderungen an antragstellende Hochschulen und ihre Forschenden sind jedoch hoch. Mindestens 12 Professorinnen und Professoren der Fachrichtung müssen ihre Forschungsstärke über Publikationen sowie in der Vergangenheit eingeworbenen Drittmittel nachweisen. Darüber hinaus muss die Hochschule Verfahren und Strukturen zur Qualitätssicherung darlegen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Qualität der Promotionen in jedem Fall höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügt.

„An unserer Hochschule wird seit langem eine national und international anerkannte sozialwissenschaftliche Forschung betrieben. In zahlreichen Studiengängen spielen die Themen Globalisierung, Europäische Integration und Interkulturalität eine gewichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, wenn wir nunmehr Promovierende in eigener Hoheit betreuen und damit das Forschungsprofil unserer Hochschule insgesamt weiter stärken“, so Prof. Dr. Hans W. Platzer, Mitglied des Promotionszentrum und Mitverantwortlicher bei der Vorbereitung des Antrages.

Hessen nimmt Vorreiterrolle ein

Mit der Gesetzesänderung im Hessischen Hochschulgesetz (HHG) honoriert die Landesregierung die kontinuierliche Entwicklung der HAWs von reinen Lehrhochschulen in den siebziger Jahren hin zu wissenschaftlichen Hochschulen, in denen neben der praxisnahen Lehre auch die anwendungsorientierte Forschung zu den gesetzlichen Aufgaben zählt. Folgerichtig wurden die ehemaligen Fachhochschulen im neuen HHG daher auch umbenannt in „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“.

Seit vielen Jahren kämpfen HAWs bzw. FHs in ganz Deutschland für das eigenständige Promotionsrecht. Vertreter von Universitäten sahen dies stets als ein Privileg ihres Hochschultyps. Allerdings haben sich die Hochschulen und ihre Profile in den letzten Jahren sehr dynamisch weiterentwickelt und die Vorbehalte von einst gelten nicht mehr. In vielen Bereichen arbeiten Universitäten und HAWs im Rahmen kooperativer Promotionen sehr gut und erfolgreich zusammen. Allerdings funktioniert die Kooperation nicht überall problemlos. Darüber hinaus sind einige Forschungsgebiete an Universitäten gar nicht oder nur am Rande vertreten. Mit dem mutigen Vorstoß der hessischen Landesregierung sollen die Rahmenbedingungen für die anwendungsnahe Forschung an HAWs nun deutlich und nachhaltig verbessert werden. Hiervon profitieren nicht nur die Hochschulen selbst, sondern auch ihre Praxispartner, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) und soziale Einrichtungen.

„Wir gehen davon aus, dass wir das eigenständige Promotionsrecht auch in weiteren Fachrichtungen erhalten werden, so z.B. in den Gesundheits- und Pflegewissenschaften sowie in der Sozialen Arbeit. Weitere Pläne gibt es für die Informatik und die Wirtschaftswissenschaften“, kündigte Hochschulpräsident Khakzar bereits an. „Ich erhoffe mir davon auch einen Reputationsgewinn für die gesamte Hochschule und den Hochschulstandort Fulda. Wir werden in jedem Fall für Studierende sowie Professorinnen und Professoren noch attraktiver“, freut sich Khakzar.

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