Wortwerk „Alphabet“

von Franz Erhard Walther

Das neue Gebäude der Hochschule an der Moltkestraße, in dem sich Labore des Fachbereichs Lebensmitteltechnologie und das Hochschulpräsidium befinden, hat eine besondere Treppenhalle. Schon zu Baubeginn schwebte den Architekten und Franz Erhard Walther vor, den Treppenraum als eigenständige skulpturale Form zu begreifen. Walther war auf Empfehlung des Kunstbeirates des Landes Hessen als Künstler mit internationaler Anerkennung und regionalem Bezug für dieses Projekt des Programms „Kunst am Bau“ vorgeschlagen worden. Um zu verhindern, dass ein plastisches Werk in Konkurrenz zur Architektur tritt, schlägt der Künstler deshalb ein zweidimensionales „Wortwerk“ vor, das im Dialog mit dem architektonischen Raum solle.

Das Wortwerk „Alphabet“ geht zurück auf eine Schrift, die Walther selbst 1958 an der Werkkunstschule Offenbach entwickelt hatte. Es ist ein besonders gestaltetes Alphabet, das als Relief in einem gemeinsamen Prozess von Künstler, Architekt und Handwerkern umgesetzt wurde. Das Alphabet ist in die Wandoberflächen und Brüstungen integriert und zeichnet sich nur durch die Form ab. Auch auf Farbe verzichtete Walther, um den Betrachtern die Möglichkeit zu geben, das dezente Spiel von Licht und Schatten in den Vertiefungen der Buchstaben wahrzunehmen. „Der Eingangsbereich ist so etwas wie eine begehbare Skulptur geworden“, sagte Franz Erhard Walther bei der Einweihung des Gebäudes im September 2016. Sein Honorar spendete der Künstler der Hochschule, die damit sechs Deutschland-Stipendien finanziert.

Franz Erhard Walther wurde 1939 in Fulda geboren. Er studierte an der Werkkunstschule Offenbach, der Hochschule für Bildende Künste Frankfurt und an der Kunstakademie Düsseldorf. Ende der 60er Jahre bis 1971 lebte Walther in New York und stellte dort auch im MoMa (Museum of Modern Arts) aus. Von 1971 bis 2005 war er Professor an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Seither lebt und arbeitet der Künstler wieder in Fulda. Walther ist mehrfacher Documenta-Teilnehmer, neben anderen Auszeichnungen auch Träger des Kulturpreises der Stadt Fulda sowie Preisträger der Biennale 2017 in Venedig. Walther gilt als Pionier der partizipativen Kunst. Nach seinem Verständnis vervollständigen sich seine Werke, die er „Werkstücke“ nennt erst durch die Interaktion des Betrachters mit ihnen zu Kunstwerken.

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