Spielerisch programmieren lernen
Einen Moment lang sieht es so aus, als würde er das Gleichgewicht verlieren. Doch dann stützt sich NAO mit der linken Hand ab und richtet sich langsam auf, fast wie ein kleines Kind, das die ersten Versuche unternimmt, auf seinen noch wackeligen Beinen zu stehen.
NAO ist einer von vier humanoiden Robotern, die alle auf denselben Namen hören und künftig bei Veranstaltungen wie Tagen der offenen Tür die Besucherinnen und Besucher in ihren Bann ziehen sollen. Darüber hinaus will die Hochschule die Roboter den Schulen im Fuldaer Raum für den Unterricht oder besondere Projekte als kostenlose Leihgabe zur Verfügung stellen. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler spielerisch ans Programmieren heranzuführen.
Den Forschergeist wecken
„Es ist nicht leicht, junge Menschen für den MINT-Bereich zu begeistern“, sagte Hochschulpräsident Professor Dr. Karim Khakzar kürzlich zu Beginn einer NAO-Schulung für Lehrerinnen und Lehrer und bezog sich damit auf die bei vielen Jugendlichen ungeliebte Fächerkombination Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Nicht zuletzt deshalb habe sich die Hochschule als Teil des MINTmachClubs Fulda (siehe Zusatzkasten) für den Kauf der eigens für den Bildungsbereich entwickelten NAOs entschieden.
Professor Dr. Sascha Skorupka, der den MINTmachClub von Seiten der Hochschule leitet, beschreibt den NAO-Roboter als „tolle, anspruchsvolle Technologie“ und verweist auf die Bedeutung, die Roboter künftig in der Gesellschaft haben würden. „Zum Beispiel wird in der Altenpflege der Einsatz von Robotern als Unterstützung für das Pflegepersonal ein immer wichtigeres Thema. Denn es steht immer weniger Personal für immer mehr alte und pflegebedürftige Menschen zur Verfügung.“
Roboter in der Gesellschaft? Auch Skeptiker werden dem Charme des kleinen NAO-Roboters im Nu erlegen sein. „Ich heiße NAO“, begrüßt dieser freundlich die Schulungsteilnehmer, blickt neugierig wie ein Kleinkind in die Runde, läuft ein paar Schritte auf dem allzu glatten Schulungstisch, rutscht aus und landet geradewegs auf seinem Roboter-Popo. „Upps, ich war wohl zu verspannt“, entschuldigt sich NAO und rappelt sich wieder auf. Eine Programmierung, die ihre Wirkung nicht verfehlt: Die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer sind sichtlich von dem pfiffigen Kerlchen angetan. „Der NAO-Roboter ist wie ein Spielzeug für Erwachsene“, sagt denn auch Schulungsteilnehmer Ingo Höpping von der Winfriedschule. „Die Motivation mit ihm zu arbeiten ist genial.“
Für Kinder und Erwachsene
Professor Skorupka, der hofft, dass durch eine Technik in solch emotionaler Verpackung verstärkt auch Mädchen angesprochen werden, erklärt die Faszination, die der Roboter ausübt, so: „NAO bietet unglaublich viele Möglichkeiten. Denn er lässt sich auf den unterschiedlichsten Niveaus programmieren.“ Prinzipiell gehe es darum, einen bestimmten Ablauf zu analysieren, ihn in Einzelschritte zu zerlegen, diese dann zu programmieren, um am Ende einen Gesamtablauf zu haben. „Das können komplexe Aufgabenstellungen sein wie ,Gehe zu einer bestimmten Stelle in der Wohnung und hole mir von dort die Zeitung‘, aber auch ganz einfache Sachen wie ,Sag: Hallo‘. Schon Kinder können da ihre ersten Erfolgserlebnisse verbuchen.“ Eine Einschätzung, die Sozialpädagoge Andreas Baumann von der Marquardschule teilt: „Das Einstiegsniveau ist so niedrig, dass ich mir gut vorstellen kann, NAO bei uns in der dritten und vierten Klasse einzusetzen.“
Erste positive Erfahrungen mit dem Roboter im Unterricht hat bereits Clemens Groß gesammelt, Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und Leiter von „oLaF“, dem Offenen Labor Fulda, das ebenfalls zum MINTmachClub gehört. Reizvoll findet Groß besonders auch die Möglichkeit „Challenges“ durchzuführen, also Schüler-Teams mit mehreren NAOs zusammen antreten zu lassen: „Das macht die Sache dann noch spannender.“